DZ BANK Zinsprognose: Zwischen Eskalation und Entspannung

EZB reagiert vorsichtig mit zwei Zinssenkungen bis Herbst, dürfte aber nicht in den expansiven geldpolitischen Bereich gehen. Auf Jahressicht sollte die zehnjährige Bundrendite die Marke von 3% erreichen, da höhere Staatsausgaben die Anleiherenditen treiben.

 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Zinsprognosen der DZ BANK für die kommenden Jahre abbildet. Es zeigt die Entwicklung in Prozent der verschiedenen Zinssätze, darunter den **EZB-Refi-Satz**, den **EZB-Einlagenzins** und die **Bundesrendite für 10-jährige Anleihen** von 2022 bis 2025 und bezieht auch Prognosen für 2026 ein.

### Interpretation der Kurven:
- **EZB-Refi-Satz (blaue Linie)**: Dieser Satz zeigt, wie hoch die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) angesetzt sind. Die Kurve hebt hervor, dass es bis zum Jahr 2024 einen Höhepunkt gibt, wonach eine leichte Abnahme zu erkennen ist.

- **EZB-Einlagenzins (rotre Linie)**: Hierbei handelt es sich um den Zinssatz, den Banken für Einlagen bei der EZB erhalten. Diese Linie folgt einem ähnlichen Trend wie der Refi-Satz, mit einem Anstieg bis ins Jahr 2024 und danach einer stabilen Kurve.

- **Bundesrendite 10 J (orange Markierungen)**: Dies repräsentiert die erwartete Rendite von 10-jährigen deutschen Staatsanleihen. Die Prognosen deuten auf einen moderaten Anstieg dieser Rendite hin, was auf die Erwartungen von Marktbewegungen und Geldpolitik hindeuten könnte.

### Fazit des Diagramms:
Das Diagramm legt nahe, dass die Zinslandschaft in der Eurozone bis 2026 Veränderungen durchläuft mit erwarteten Zinssteigerungen und einem moderaten Rückgang der Leitzinsen über den Zeitraum. Dies könnte wichtige Auswirkungen auf Investitionen, Sparanlagen und Banken in der Region haben.

 

Unsere DZ BANK Zinsprognose steht im Kontext der aktuellen US-Handelspolitik, die durch abwechselnde Phasen relativer Entspannung und Momente potenzieller Eskalation gekennzeichnet ist. Zwar wurde mit China eine vorläufige Einigung erzielt, die zu einer spürbaren Abnahme der Risikoaversion an den Finanzmärkten geführt hat. Dieses Abkommen ist jedoch lediglich temporärer Natur und kann jederzeit infrage gestellt werden, da grundlegende strukturelle Konflikte weiterhin ungelöst sind und sich jederzeit neue Streitpunkte ergeben können.

 

Zudem rückt Europa zunehmend ins Visier der US-Zollpolitik. Das derzeitige Moratorium gegenüber der EU läuft Anfang Juli aus, eine endgültige Einigung mit den USA steht jedoch aus. Sollte es zu einem Scheitern der Verhandlungen oder zur Einführung neuer Zölle kommen, droht eine Belastung des transatlantischen Handels, die das ohnehin fragile wirtschaftliche Gleichgewicht im Euroraum empfindlich stören könnte. Die Gefahr einer Eskalation mit negativen Folgen für Lieferketten, Preise und Wachstum ist nicht zu unterschätzen.

 

In der Eurozone könnte die Inflation leicht über der Zielmarke der EZB von 2% verharren, während das Wirtschaftswachstum zunächst schwach bleibt. Die Europäische Zentralbank wird daher in diesem Jahr weiter vorsichtig handeln. Wir erwarten zwei weitere Zinsschritte nach unten bis zum Jahresende, um die konjunkturellen Risiken zu adressieren. Die EZB dürfte mit ihren Zinssenkungen damit das untere Ende eines geld­politisch neutralen Zinskorridors anvisieren. EZB-Vertreter haben dieses Niveau zuletzt relativ eng mit 1,75% bis 2,25% beziffert.

 

Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen sollten sich zunächst seitwärts entwickeln, bevor es im weiteren Jahresverlauf zu einem zunehmenden Aufwärtsdruck kommt. Ein möglicher Treiber hierfür könnte ein vorüber­gehen­der Inflationsanstieg sein, falls die EU-Kommission Gegenzölle verhängt. Die schwache Konjunktur in der Eurozone, insbesondere in Deutschland, wird jedoch den Renditeanstieg bis Ende 2025 bremsen. Spätestens im kommenden Jahr wird die Fiskalpolitik an Bedeutung gewinnen. Die geplanten staatlichen Investitionsprogramme sowie höhere Verteidigungsausgaben in Deutschland werden wahrscheinlich zu einer steigenden Neuverschuldung führen und Druck auf die Zehnjahresrenditen ausüben. Nicht zuletzt sollte eine konjunkturelle Erholung im Jahr 2026 zu höheren Kapitalmarktrenditen führen. Insgesamt erscheint ein Anstieg der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf rund 3,0% innerhalb der nächsten zwölf Monate plausibel.

 

-- Birgit Henseler