Prognoseupdate Aktien Europa: Viel hilft viel!

Angekündigte staatliche Investitionspakete und eine zu erkennende wirtschaftsfreundlichere Gangart in der EU stellen die Weichen neu. Zwar bilden US-Importzölle weiter ein Rückschlagrisiko, die hiesigen Maßnahmen können diese Belastungen aber mehr als kompensieren. Europäische Aktienindizes erhalten hierdurch nachhaltiges und zusätz­liches Aufwärtspotenzial – neue Rekordstände und Volatilität inklusive.
 


Europas Aktienmärkte, die seit Jahresbeginn dynamisch zugelegt haben, sitzen derzeit zwischen den Stühlen. Einerseits schüren die im Raum stehenden staatlichen Finanzmittel in Billionenhöhe für EU-Verteidigungs- und deutsche Infrastrukturinvesti­tionen ebenso Zuversicht wie der zuletzt etwas wirtschaftsfreundlichere Kurs der EU-Kommission. Andererseits sorgen die US-Importzölle und weitere Drohungen sowie die Unberechenbarkeit in den USA immer wieder für Verunsicherung. Letztgenannte Unwägbarkeiten dürften zwar in den nächsten Monaten immer wieder Rückschläge bei DAX und Euro Stoxx 50 sowie eine erhöhte Volatilität an den euro­päischen Aktienmärkten nach sich ziehen. Allerdings haben die europäischen Unternehmen gute Chancen, nachhaltig von den staatlichen Investitionspake­ten und verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu profitieren. Ein erstes Indiz hierfür sind die marktseitig vorherrschenden Gewinnerwartungen je Aktie, die sich für das laufende Jahr stabilisiert und für die beiden Folgejahre vor allem beim deutschen Leitindex sogar leicht gen Norden entwickelt haben.

 

Mit Blick auf unsere Erwartungen für die weitere Kursentwicklung an den europä­ischen Aktienmärkten halten wir zwar daran fest, dass die US-Importzölle einen Be­lastungsfaktor darstellen. Allerdings hat die neuerdings zu erwartende Entschlos­senheit in Brüssel und Berlin die Karten diesseits des Atlantiks neu gemischt („Game Changer“). Nicht nur haben höhere Staatsausgaben und eine wirtschafts­freundlichere Gangart der Politik das Potenzial, die Entwicklung der europäischen Wirt­schaft im Allgemeinen und der Gewinne der in den Aktienindizes notierten Unternehmen im Besonderen nachhaltig positiv zu beeinflussen. Darüber hi­naus ist davon auszugehen, dass sich das Sentiment an den Finanzmärkten spür­bar aufhellt (Stichwort: Aufbruchsstimmung). Dies würde tendenziell Bewertungs­niveaus oberhalb langfristiger Durchschnitte ermöglichen.

 

Deutsche Aktien dürften in der Breite profitieren. Vor allem kleinere und kon­junktursensitive Titel, darunter auch Vertreter aus MDAX und SDAX, sollten dabei im Fokus stehen. Den DAX sehen wir auf Basis der geänderten Rahmenbedingun­gen in Deutschland und Europa bis Mitte dieses Jahres im Bereich der 24.000-Punkte-Marke. Bis Ende 2025 dürften sogar 26.000 Zähler erreicht werden. Der Euro Stoxx 50 sollte zur Jahresmitte bis auf 5.600 Punkte und per Ende Dezember in die Region um 6.000 Zähler zulegen.

 

-- Christoph Müller, Sören Hettler