Türkei: Stagnation in Q2, Last durch Inflation wird sichtbar
Im zweiten Quartal stagnierte das türkische Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal. Die Inflation befindet sich zwar sichtbar auf dem Rückzug, notierte aber zuletzt immer noch bei 52%. Für Konjunktur und Inflation bleibt der rasante Lohnanstieg ein Risiko.
Das türkische Bruttoinlandsprodukt stagnierte in Q2 gegenüber dem Vorquartal, nach einem kräftigen Anstieg zu Jahresbeginn. Ein deutlicher Rückgang bei den privaten Investitionen zeigt, dass das durch die Notenbank deutlich erhöhte Zinsniveau inzwischen in der Realwirtschaft angekommen ist. Der private Konsum lieferte zwar immer noch leicht positive Impulse, das Wachstum blieb aber weit hinter dem der Vorquartale zurück. Die restriktive Geldpolitik zeigt inzwischen insofern erste Erfolge, dass sich die Inflation sichtbar auf dem Rückzug befindet. Für August wurde aber jüngst immer noch eine Rate von 52% gemeldet. Deshalb wird die Notenbank so schnell nicht auf einen Lockerungskurs umschwenken und es ist mit weiteren Bremseffekten bei der Konjunktur zu rechnen.
Dank des starken ersten Quartals ist in diesem Jahr dennoch mit einem Wirtschaftswachstum von rund 3% zu rechnen. Da sich der Auftrieb bei den Verbraucherpreisen weiter verlangsamen dürfte, wird die Konjunktur wohl bereits 2025 durch erste Zinssenkungen entlastet.
Der rasante Lohnanstieg der letzten Jahre, hat sich auch im Frühjahr noch weiter fortgesetzt. Dies ist für die Konjunktur und die Inflation ein nicht unerhebliches Risiko. Für die Unternehmen hat sich dadurch der Kostendruck nochmals verschärft, so dass sich die noch recht gute Lage am Arbeitsmarkt eintrüben könnte. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Entspannung bei der Inflation doch noch langsamer voranschreitet als erwartet. Dies würde wiederum der Notenbank die Hände binden und die Zinsen müssten auf dem hohen Niveau verharren.
-- Dr. Christine Schäfer