Indien: Besonnene Politik, trotz hoher wirtschaftlicher Dynamik

Im zweiten Quartal hat die indische Wirtschaft das hohe Tempo vom Jahresbeginn nahezu gehalten. Weiterhin große Investitionen in die Infrastruktur. Dennoch soll die Neuverschuldung allmählich sinken.
 


Im zweiten Quartal hat die indische Wirtschaft das hohe Tempo vom Jahresbeginn nahezu gehalten: Das Wachstum gegenüber Vorquartal lag saisonbereinigt bei 2,1%, nach 2,3% in Q1. In Anbetracht der extremen Hitzewelle, unter der das Land zu leiden hatte, ist dies eine sehr positive Entwicklung. Private Investitionen und der private Konsum wuchsen kräftig. Das Land bleibt also ein wichtiger Antriebsmotor für die Weltwirtschaft.

 

Premierminister Modi hat vor wenigen Wochen seine dritte Amtszeit angetreten. Er musste allerdings erstmals eine Koalitionsregierung eingehen, da seine Partei bei der Wahl die absolute Mehrheit verloren hat. Dennoch wird die neue Regierung wohl nicht nur den erfolgreichen wirtschaftspolitischen Kurs der vergangenen Jahre fortführen, sondern auch trotz der kostspieligen Infrastrukturinvestitionen an einer recht strikten Fiskaldisziplin festhalten. Um die jährliche Neuverschuldung allmählich zurückzufahren, wurden beispielsweise ausgewählte Kapitalertragssteuern erhöht. Die Besteuerung von Arbeitseinkommen blieb hingegen unverändert, der Steuerfreibetrag für Angestellte wurde sogar leicht ausgeweitet.

 

Vor diesem Hintergrund ist die Stimmung in der Wirtschaft weiterhin ausgesprochen gut und die Verbraucher blicken ebenfalls recht optimistisch in die Zukunft. Wir erwarten unverändert für dieses und das kommende Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 7%.

 

Die in Indien im internationalen Vergleich hohe konjunkturelle Dynamik erhält nicht nur von staatlichen und privaten Investitionen Schub. Die Konsumfreude der privaten Haushalte wird durch eine spürbar gesunkene Inflation befeuert. Im Juli wurde nur noch eine Inflationsrate von 3,5% gemessen, das ist der niedrigste Wert seit rund 5 Jahren. Wegen des hohen Anteils von Nahrungsmitteln im Warenkorb könnte die Inflation vorübergehend jedoch nochmal anziehen. Die Notenbank agiert entsprechend vorsichtig, der Leitzins liegt seit Februar 2023 bei 6,5%.

 

-- Dr. Christine Schäfer


Artikel bewerten

Vielen Dank für Ihre Wertung. Ihre Wertung:
Aktuelle durchschnittliche Bewertung des Artikels: 4.56