Es herrscht Vorsicht am Rentenmarkt, aber keine Panik

Trotz der zahlreichen Berichte über einen Konjunkturabschwung oder einer Rezession agieren die Marktteilnehmer lediglich mit einer gewissen Vorsicht am Rentenmarkt, verfallen aber keineswegs in Panik.

 

 

In den Vereinigten Staaten mehren sich die Artikel in den Medien, die sich mit dem Thema Konjunkturabschwung als Folge der langen Phase mit sehr hohen Zinsen beschäftigen. Zum Teil wird auch vor Rezessionsszenarien kein Halt gemacht. In diesem Umfeld reagieren die Investoren am Rentenmarkt am aktuellen Rand erstaunlich ruhig. Das verrät zumindest der Blick auf die Entwicklung der Risikoprämien der High-Yield-Anleihen. Diese Anleihen werden von Emittenten begeben, deren Bonität unterhalb des Investment-Grade-Status liegt. Mit anderen Worten, es handelt sich um sehr riskante Anleihen, deren Risikoaufschläge normalerweise deutlich zunehmen, wenn sich am Horizont wirtschaftliche Probleme abzeichnen.



Am aktuellen Rand beträgt die Risikoprämie besagter High-Yield-Anleihen im US-Dollar-Raum 335 Basispunkte. Sie ist damit seit Anfang September um rund 35 Basispunkte angestiegen. Hierin spiegelt sich durchaus ein gewisser Anstieg der Risikoaversion in den Reihen der Investoren wider. Gemessen an der Tatsache, dass die durchschnittliche Risikoprämie dieser Anleihen auf Sicht der vergangenen zehn Jahre jedoch gut 420 Basispunkte beträgt, kann von einem Anflug von Panik am Markt keine Rede sein. Die Investoren scheinen darüber hinaus den Ausblick auf eine bevorstehende Rezession nicht zu teilen. In der Vergangenheit wurde eine sich ankündigende Rezession mit Risikoaufschlägen oberhalb der Marke von 450 Basispunkten eingepreist. Selbst die Anzahl an Anleihen, die mit einem Risikoaufschlag von mehr als 1.000 Basispunkten gehandelt werden, liegt aktuell „nur“ bei 282 im US-Dollar-Markt. Im Vergleich zum Zehnjahresdurchnitt von 380 ist das eine eher geringe Anzahl. Diese Anleihen werden von Emittenten begeben, deren Insolvenzwahrscheinlichkeit alles andere als gering ist.


Das Bild am Euro-Rentenmarkt sieht sehr ähnlich aus. Auch hier wird in den aktuellen Risikoaufschlägen keine Rezession eingepreist, und der Anstieg der Risikoprämien hielt sich zuletzt in Grenzen. Somit lassen auch hier die Investoren zwar eine gewisse Vorsicht walten, neigen aber keinesfalls zur Panik.

 

-- Günther Scheppler


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