Deutschland im Tabellenkeller des Euro-Raums

Das Bruttoinlandsprodukt des Euro-Raums hat im zweiten Quartal um 0,3% zum Vorquartal zugelegt. Während in den anderen großen Ländern die moderate Erholung weitergeht, fällt die deutsche Volkswirtschaft zurück.
 


Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Europäischen Währungsunion (EWU) ist im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 0,3% gestiegen. Damit setzte sich auf Basis vorläufiger Daten die leichte konjunkturelle Erholung von April bis Juni im gleichen Tempo wie im ersten Quartal fort.

 

Unter den größeren Mitgliedsländern, die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt erste Wachstumszahlen veröffentlichen, war die deutsche Wirtschaft mal wieder das Schlusslicht. Mit einem Rückgang des BIP um 0,1% gegenüber dem Vorquartal bremste sie das Gesamtergebnis des Währungsraums. Insbesondere die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen waren in Deutschland rückläufig. Die anderen großen Mitgliedsländer Italien (+0,2%), Frankreich (+0,3%) und Spanien (+0,8%) blieben dagegen auf Erholungskurs. Die vorliegenden Daten aus Frankreich und Spanien deuten darauf hin, dass dort die Auslandsnachfrage kräftig zunahm, während die Binnennachfrage schwächer expandierte. 

 

Der leichte konjunkturelle Aufwärtstrend in der EWU hat sich erfreulicherweise fortgesetzt. Allerdings gibt die Entwicklung in Deutschland nach wie vor Anlass zur Sorge. Deutschland kommt aus seiner Schwächephase nicht heraus, kräftige Wachstumsimpulse sind nicht in Sicht. Die Aussichten auf einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte haben sich zuletzt eingetrübt. So ist der ifo Geschäftsklimaindex, der als wichtigster Frühindikator für Europas größte Volkswirtschaft gilt, im Juli zum dritten Mal in Folge gesunken. Damit besteht die Gefahr, dass Deutschland ein Bremsklotz für die EWU-Konjunktur bleibt. Hohe Zinsen und gestiegene Baukosten lähmen hierzulande die Investitionen, und die Verunsicherung der Verbraucher nimmt nur langsam ab. Zudem liegen bürokratische Belastungen wie Mehltau auf der Wirtschaftstätigkeit. Dies strahlt insgesamt auch auf die EWU aus. Stimmungsindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes signalisierten zuletzt wieder mehr Gegenwind für die konjunkturelle Dynamik im Euro-Raum im dritten Quartal.

 

-- Dr. Christoph Swonke