Mittelstand-Sonderumfrage: Regionale Neu-Ausrichtung nach Krisen

Obwohl sich die Mittelständler in Deutschland in den vergangenen Jahren als recht krisenresistent erwiesen, konnten sie sich der Vielzahl der Krisen zuletzt nicht entziehen. Sie ergriffen aber umfangreiche Gegenmaßnahmen und scheuen auch vor einer regionalen Neu-Ausrichtung ihrer internationalen Geschäfte nicht zurück.
 

Das Bild stellt ein Balkendiagramm dar, das den Anteil in Prozent der Befragten zeigt, die erwarten, dass ihre Lieferketten mit bestimmten Ländern in den nächsten fünf Jahren mehr oder weniger beansprucht werden. Es geht darum, wie sich die Unterschiede in der Einschätzung der Lieferkettenentspannung in den mittelständischen Unternehmen, die in verschiedenen Ländern produzieren oder Bezug haben, zeigen.

### Details des Diagramms:

**Titel:** 
"Mittelstand: Lieferketten-Entspannung lässt Blick in den nächsten 5 Jahren in die Ferne schweifen"

**Achse für die Prozentzahlen:**
- Auf der y-Achse werden die Prozentzahlen von -20 bis 25 abgebildet.

**Farben der Balken:**
- Orange für "Mehr"
- Rot für "Weniger"
- Ein dünner grauer Balken oder eine Linie für "Bleibt stabil"

**Länder:**
- **USA und Deutschland**: Größter Unterschied in der Einschätzung, dass in beiden Ländern mehr Lieferketten beansprucht werden (13% mehr).
- **Westeuropa, Indien, China, Südostasien**: Tendenz zu mehr Beanspruchung der Lieferketten in den nächsten Jahren.
- **USA und Taiwan**: Hier bleiben die Lieferketten stabil, mit einem leichten Trend zu "weniger" bei den USA.
- **Türkei bis Ukraine**: Zeigen eine größere Tendenz zu "weniger" Beanspruchung der Lieferketten, wobei Russland und Ukraine signifikante Werte von -8% und -10% im Bereich "weniger" aufweisen.

Dieses Diagramm gibt Einblicke in die Erwartungen des Mittelstandes bezüglich der internationalen Lieferketten in den kommenden fünf Jahren und spiegelt die geopolitischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen wider, die möglicherweise Einfluss darauf haben.


Die Mittelständler haben nach der Finanzmarktkrise gelernt, wie sie resilienter gegenüber den Auswirkungen globaler Krisen und Unsicherheiten werden. Dazu gehört neben einer zunehmend besseren Eigenkapitalausstattung auch ein Paket vielfältiger Gegenmaßnahmen. Die Ergebnisse unserer aktuellen Sonderumfrage haben gezeigt, dass neben reinen Kosteneinsparungen auch strategische Entscheidungen hinsichtlich der Investitionstätigkeit und trotz Heimatmarktorientierung auch hinsichtlich der internationalen Ausrichtung im Mittelpunkt stehen.

 

Fragt man die deutschen mittelständischen Unternehmen nach ihrer regionalen Ausrichtung in den nächsten fünf Jahren, zeigen sich deutliche Unterschiede zum Herbst 2022, als wir die gleiche Frage schon einmal gestellt haben. Es blieb jedoch dabei, dass die Mittelständler in Deutschland die Nachbarstaaten in West- sowie Mittel- und Osteuropa als ihre wichtigsten Geschäftspartner sehen.

 

Während vor eineinhalb Jahren noch eine große Uneinigkeit im Mittelstand hinsichtlich der Ausrichtung nach China bestand, spielt das während der Lieferkettenkrise offensichtlich gewordene China-Risiko inzwischen anscheinend nur noch eine geringe Rolle. Noch etwas gefragter bei einer Neuausrichtung der Lieferketten scheint bei den mittelständischen Unternehmen aber aktuell Indien zu sein, das für den Mittelstand in den nächsten 5 Jahren das interessanteste außereuropäische Ziel darstellt. Zudem hat sich auch Südostasien als Alternative etabliert.

 

Die Vereinigten Staaten sind zwar mittlerweile Deutschlands wichtigster Handelspartner und lösten damit die Volksrepublik China ab. Bei den deutschen Mittelständlern haben die USA aber gegenüber unserer Sonderumfrage vom Herbst 2022 etwas an Glanz verloren. So scheint der Inflation Reduction Act (IRA) inzwischen an Anziehungskraft eingebüßt zu haben. Zudem könnte die Sorge über eine mögliche neue Amtszeit von Donald Trump als US-Präsidenten und die damit verbundene Angst vor hohen US-Zöllen und einer entsprechenden Gegenreaktion der Europäischen Kommission eine Rolle gespielt haben.

 

-- Dr. Claus Niegsch