Bank of Japan traut sich (fast)

Die Bank of Japan hat heute Nacht entschieden die Zinsen anzuheben und ihre Zinskurvenpolitik ad acta zu legen. Der Yen reagiert allerdings enttäuscht.
 

Nachdem die Shunto-Lohnrunde in einem satten Plus von mehr als 5% geendet hatte, sah sich die Bank of Japan nun endlich in der Lage zu handeln: sie hat heute Nacht beschlossen den Leitzins anzuheben und die Politik der Zinskurvenkontrolle (YCC) aufzugeben. Es ist die erste Zinserhöhung in Japan seit fast zwei Dekaden und somit eine historische Entscheidung. Und dennoch verlor der Yen heute Morgen an Wert und die Renditen japanischer Staatsanleihen fielen.

 

Letzteres liegt vor allem daran, dass die BoJ zwar ihre YCC-Politik aufgegeben hat, jedoch verspricht, weiterhin sehr aktiv im Markt zu bleiben. Im Statement ist davon die Rede, dass die Bank bis auf weiteres JGBs im selben Umfang kaufen wird wie bisher. Dies stand zu erwarten: die BoJ wäre niemals das Risiko eingegangen den japanischen Staatsanleihenmarkt sich selbst zu überlassen und damit einen sprunghaften Anstieg der Renditen (mit potenziell schmerzhaften Konsequenzen für das japanische Finanzsystem) auszulösen. Mit andauernden JGB-Käufen in nicht-festgelegten Beträgen kann die BoJ das Renditeniveau weiterhin kontrollieren, ist jedoch nicht mehr auf ein festes Ziel fixiert.

 

Die Reaktion des Yen hingegen überrascht und dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass es der BoJ gelungen ist, diese eigentlich historische Zinserhöhung als einen sogenannten „dovish hike“ zu verkaufen. Vor allem in der Pressekonferenz machte Notenbankgouverneur Ueda klar, dass die BoJ dauerhaft an ihrer weiterhin sehr expansiven Haltung festhalten wird. Zwar wies er darauf hin, dass ein weiterer Anstieg der Inflationsrate zusätzliche Zinserhöhungen erforderlich machen könnten. Dies scheint aus Sicht der BoJ derzeit jedoch eher ein Randszenario zu sein. Zumal im Verlauf der Pressekonferenz ebenso die Rede davon war, dass die Bank sich auch erneut expansiver aufstellen könnte, sollte dies von Nöten sein.

 

Mit ihrer heutigen Entscheidung hat die BoJ unbestreitbar einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht und die längst überfällige Entscheidung getroffen, sich von Negativzinsen zu verabschieden. Von einer echten „Normalisierung“ der Geldpolitik ist die BoJ jedoch weit entfernt. Dies missfällt auch dem Yen, der es derzeit eher darauf anzulegen scheint, erneute Interventionsspekulationen auf den Tisch zu bringen.

 

-- Sonja Marten