Kommt es zu einer Deindustrialisierung in Deutschland?

Ungünstige Standortfaktoren könnten zu einer Deindustrialisierung Deutschlands führen. Infolge des Ukraine-Kriegs gestiegene Energiepreise sorgten 2022/23 schon für ein starkes Schrumpfen energieintensiver Branchen.
 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Auswirkungen von zwei bedeutenden globalen Ereignissen auf die Produktion in Deutschland zeigt: die COVID-19-Pandemie und den Ukraine-Krieg. 

**Beschreibung des Diagramms:**  

1. **Achsen und Maßeinheiten:**  
   - **Horizontale Achse**: Die Jahre von 2018 bis 2024 sind dargestellt, wobei die Zeitlinie rückblickend auf die Entwicklung der Produktionsindizes blickt.
   - **Vertikale Achse**: Der Produktionsindex, berechnet auf der Basis von 2015 = 100 (real), zeigt die relative Veränderung der Produktionsmenge über die Zeit.

2. **Linien im Diagramm:**  
   - **Blau Linie**: Sie repräsentiert den Produktionsindex der gesamten Industrie, einschließlich verarbeitendem Gewerbe und Bergbau.
   - **Orange Linie**: Diese Linie steht für den Produktionsindex der energieintensiven Industriezweige.

3. **Hauptmerkmale des Diagramms:**  
   - **COVID-19-Pandemie (2020)**: Beide Linien zeigen einen markanten Einbruch im Jahr 2020, erkennbar durch einen dramatischen Rückgang der Produktionsindizes in beiden Kategorien. Dies spiegelt die globalen Produktions- und Lieferkettenstörungen wider, die durch die Pandemie verursacht wurden.
   - **Zeit nach dem Einbruch**: Nach diesem drastischen Rückgang gibt es eine teilweise Erholung der Produktion im Verlauf der darauffolgenden Jahre.
   - **Ukraine-Krieg (2022)**: Im Jahr 2022 ist ein erneuter Rückgang, insbesondere in den energieintensiven Industriezweigen, erkennbar. Dieser Rückgang ist mit den geopolitischen Spannungen und den damit verbundenen Herausforderungen in der Energielieferung in Zusammenhang zu bringen.

4. **Vergleich der Linien:**  
   - Im Vergleich zeigt die blaue Linie eine stetigere Entwicklung im Vergleich zur volatilen Entwicklung der orangefarbenen Linie, was auf die unterschiedlichen Anpassungsfähigkeiten und Herausforderungen der jeweiligen Industriezweige an die externen Krisen hinweist. 

Dieses Diagramm bietet eine prägnante Übersicht darüber, wie externe globale Ereignisse die Industrieproduktion in Deutschland beeinflusst haben und verdeutlicht, welche Sektoren besonders betroffen sind.


Die Qualität der Standortfaktoren, die unsere Wirtschaft in der Vergangenheit geprägt haben, zeigt Anzeichen einer Verschlechterung. Als Beispiele können ein geringes Marktwachstum, hohe Energiepreise, ungünstige Investitionsbedingungen oder auch ein sich abzeichnender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Europa aufgrund des Altersstrukturwandels genannt werden. All diese negativen Faktoren können sich direkt auf die Struktur der deutschen Wirtschaft auswirken und sie umgestalten, wenn dauerhaft nichts unternommen wird.

 

Hohe Arbeitskosten, steigende Steuerbelastungen, überbordende Bürokratie und Fachkräftemangel belasten die deutsche Industrie. Seit ihrem Hoch im Jahr 2018 ist die Industrieproduktion in Deutschland um 16 Prozent eingebrochen. Mit dem Ukraine-Krieg kamen fehlende Energielieferungen und hohe Energiepreise hinzu. In energieintensiven Branchen ist die Produktion seit 2018 dementsprechend sogar um rund ein Viertel geschrumpft. Dies ist insgesamt kein fruchtbarer Boden für inländische und ausländische Investitionen in Deutschland.

 

Auch der Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland zeichnet ein beunruhigendes Bild und deutet möglicherweise auf einen Trend zur Deindustrialisierung hin. In den Jahren 2018-2023 betrug die durchschnittliche jährliche Summe der Direktinvestitionen in Deutschland rund 97 Milliarden Euro, mit Spitzenwerten von 145 Milliarden Euro in den Jahren 2018 und 2020. Im Jahr 2023 könnten diese jedoch einen neuen Tiefstand von nur noch 15 Milliarden Euro erreicht haben.

 

Als Folge der nach 2010 weiter zunehmenden Globalisierung, an der die exportorientierten deutschen Unternehmen erfolgreich teilhaben wollten, ist der Saldo der Direktinvestitionen von und nach Deutschland bereits seit 2010 negativ. Seit dem Ende der günstigen russischen Erdgaslieferungen hat sich die Investitionslücke jedoch deutlich vergrößert. Der Rückgang ausländischer Direktinvestitionen und die Verlagerung von Produktion ins Ausland deuten auf eine sinkende Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort hin.

 

-- Dr. Claus Niegsch und Peter Spengler