China: Dank Konjunkturmaßnahmen wieder kräftigeres Wachstum

China meldet für Q3 eine unerwartet deutliche Wachstumsbelebung. Staatliche Stabilisierungsmaßnahmen für den strauchelnden Immobiliensektor haben einen großen Anteil daran. Das konjunkturelle Umfeld bleibt aber herausfordernd.

 

 

Trotz der über den Sommer wiederaufgeflammten Immobilienkrise hat sich das Wirtschaftswachstum in China im zurückliegenden dritten Quartal gut behaupten können. Gegenüber dem – allerdings relativ schwachen – Frühjahrsquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aktuell um leicht überdurchschnittliche 1,3% zu. Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung dagegen nur um 0,5% im Quartalsvergleich gewachsen und hatte die ersehnte Post-Corona-Erholung vom Jahresbeginn jäh beendet. Dass das Wirtschaftswachstum in der immer noch vielbeachteten 12-Monats-Rate dagegen einen deutlichen, wenngleich nicht unerwarteten, Rückschlag von 6,3% auf 4,9% verzeichnete, hängt allerdings nicht mit aktuellen, sondern mit Entwicklungen vom Vorjahr zusammen, als strenge Null-Covid-Maßnahmen zu starken Ausschlägen in der Wirtschaftsleistung führten und mit denen sich die jüngsten Werte vergleichen.

 

Dabei war der Gegenwind für die chinesische Wirtschaft in den vergangenen Monaten enorm. Mit dem landesweit größten Immobilienentwickler Country Garden ist ein weiterer chinesischer Baukonzern ins Taumeln geraten und droht, den Abschwung im Wohnimmobiliensektor zu verschärfen. Schon die Beinahe-Pleite von Evergrande vor zwei Jahren hatte einen anhaltenden Käuferstreik und Einbruch der Bautätigkeit nach sich gezogen. Deshalb hat die chinesische Regierung in den zurückliegenden Wochen ein ganzes Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht, um sich gegen eine weitere Abschwächung der Konjunktur zu stemmen – offenkundig mit Erfolg. Vor allem die Wirtschaftsdaten vom September zeigen eine stärkere staatlichen Investitionstätigkeit. Auch der private Konsum hat sich belebt, vermutlich dank neuer Kaufanreize beispielsweise für Elektroautos. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist zwar immer noch sehr schwach, ist zuletzt aber zumindest nicht weiter gefallen, was angesichts der Zuspitzung der Krise bereits positiv zu werten ist. Hierzu dürfen die von Peking zuletzt verordneten, zahlreichen Kauferleichterungen entscheidend beigetragen haben.

 

Wachstumsimpulse kamen über den Sommer auch vom Außenhandel, wenngleich die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr weiterhin schrumpfen. Das Minus hat sich zuletzt aber eingeengt. Vor allem in realer Rechnung konnte Chinas Exportindustrie wieder leichte Zuwächse verbuchen, wahrscheinlich auch dank deutlich reduzierter Preise. Dabei fällt auf, dass China insbesondere in den BRICS-Ländern und anderen Emerging Markets gute Absatzerfolge verzeichnet, während die Ausfuhren in die westlichen Industrieländer weiterhin sehr schwach sind.

 

Mit den aktuell gemeldeten Daten ist es sehr wahrscheinlich, dass China das diesjährige Wachstumsziel von „um 5%“ gut einhalten wird. Gleichwohl bleibt das konjunkturelle Umfeld äußerst schwierig: Der Immobiliensektor hat im besten Fall seine Talsohle erreicht, an der tiefen Verunsicherung der Verbraucher hat sich trotz Kaufanreizen nichts geändert und die geopolitischen Risiken bleiben hoch. Für das kommende Jahr 2024 rechnen wir daher nur mit einem Wirtschaftswachstum von gut 4% in China.

 

-- Monika Boven


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