EZB: Liquiditätsabzug durch Beendigung der APP-Reinvestitionen
Nach fast neun Jahren, in denen die Bilanzsumme der EZB deutlich hochgefahren wurde, soll die expansive Geldpolitik nun durch eine entschlossenere Bilanzverkürzung zurückgefahren werden. Die Liquidität aus fällig werdenden Anleihen des APP-Programms wird nicht wieder für Wertpapierkäufe verwendet. Aktive Verkäufe von Anleihen stehen laut EZB aber nicht auf der Agenda.
Die EZB wird ab Juli die Reinvestitionen aus dem APP (Asset Purchase Programme) komplett einstellen. Die Wiederanlagen des PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) bleiben jedoch bis mindestens Ende 2024 unverändert bestehen. Neben den Leitzinsanhebungen wird die EZB mit dieser Maßnahme den geldpolitischen Impuls zusätzlich reduzieren. Zusammen mit dem Auslaufen der TLTROs (den längerfristigen Refinanzierungsgeschäften) wird sich die Notenbankbilanz deutlich reduzieren. Die Unsicherheit am Rentenmarkt über das Quantitative Tightening (QT) ist groß, da die Währungshüter kaum Erfahrung mit einer Bilanzverkürzung haben. Angesichts der hohen Überschussliquidität und der nur sehr langsamen Rückführung der Bilanz sollten sich die Auswirkungen unseres Erachtens aber in Grenzen halten.
Das PSPP, das Kaufprogramm öffentlicher Anleihen, lieferte einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der Refinanzierungskosten im Euroraum. Die Ankündigung über ein Ende der PSPP-Reinvestitionen hingegen bewirkte keine Änderung der Marktarithmetik und die Risikoprämien haben sich nicht signifikant bewegt. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, ist die EZB mit den Reinvestitionen der PEPP-Anleihebestände weiterhin im EWU-Staatsanleihemarkt aktiv.
Auf Basis der von der EZB und von uns geschätzten Fälligkeiten dürfte der Bestand an Unternehmensanleihen bis Ende 2023 auf rund 325 Mrd. Euro sinken, Ende 2024 sollte er bei etwa 292 Mrd. Euro liegen. Angesichts des Spreadverlaufs seit 2016 ist ein deutlicher Effekt der Geldpolitik auf Corporate Spreads naheliegend. Das meiste ist aber schon im Markt eingepreist.
Die Risikoaufschläge von Covered Bonds werden künftig wieder stärker durch Kreditthemen beeinflusst, sodass sich die Spreads stärker differenzieren werden. Die Risikoaufschläge von Anleihen, die durch CBPP3 am stärksten profitiert hatten, dürften durch das Ende der CBPP3-Käufe auch die größten Spreadrisiken aufweisen.
Trotz der geringen absoluten Dimensionierung würden wir die Wirkung des ABSPP auf den ABS-Markt nicht zwangsläufig als gering erachten. Die Marktteilnehmer dürften die Beendigung der Reinvestitionen des ABSPP bereits antizipiert und eingepreist haben
-- Birgit Henseler