Fachkräftemangel, hohe Kosten und Bürokratie belasten den Mittelstand

Die Ergebnisse unserer aktuellen Mittelstandsumfrage zeigen, dass sich die Stimmung der befragten Unternehmen gegenüber unserer letzten Umfrage vom Herbst 2022 erholt hat. Fachkräftemangel, Kostenbelastung und Bürokratie entwickeln sich aber immer mehr zu Dauerproblemen für den Mittelstand.

 

 

Den Mittelständlern blieb in den vergangenen drei Jahren kaum Zeit zum Verschnaufen. Corona-Krise, Lieferengpässe, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise verbunden mit der Sorge vor einer Gasmangellage und die auf allen Ebenen stark gestiegenen Preise und Kosten ließen keinen Platz für eine echte wirtschaftliche Erholung.

 

In Folge der Energiekrise wurde in unserer Herbstumfrage sogar ein Allzeit-Tief bei den Geschäftserwartungen verzeichnet. In diesem Frühjahr stiegen die Erwartungen nach drei Rückgängen in Folge aber wieder. Angesichts der im Vergleich zum vergangenen Sommer deutlich gesunkenen Strom- und Gaspreise, der entsprechenden Preisbremsen sowie des spürbar weniger dynamischen Preisauftriebs kletterte der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antworten deutlich von -43 Punkten auf +7 Punkte. Auch ihre Geschäftslage bewerteten die Mittelständler positiver als vor einem halben Jahr. Hier verbesserte sich die Einschätzung aber „nur“ von 45 Zählern auf 57 Zähler, nachdem sie sich vorher zwei Mal in Folge verschlechtert hatte. Marginal gestiegen ist die Investitionsneigung. Das erreichte Niveau bleibt aber im langjährigen Vergleich weiterhin sehr niedrig. Die hohe Kostenbelastung, die Zinswende und die schwerfällige Konjunktur schlagen sich immer noch negativ in der Investitionsbereitschaft nieder.

 

Gegenüber unserer Herbstumfrage bereitet die Kostenbelastung den mittelständischen Unternehmen aktuell etwas geringere Sorgen. Allerdings ist das kein Grund für eine Entwarnung. Zwar werden Energiekosten inzwischen weniger belastend als der Fachkräftemangel empfunden und die Rohstoff-/Materialkostensorge fällt hinter die Bürokratie zurück. In beiden Fällen wurde dennoch jeweils das dritthöchste Ergebnis überhaupt erzielt. Immer noch betrachten 73% der Befragten die Energiekosten als aktuelles Problem und zwei Drittel sorgen sich um die Rohstoff- und Materialkosten. Bei den Lohn- und Gehaltskosten blieb die Betroffenheit der Mittelständler mit 64% sogar annähernd auf Höhe des Allzeithochs vom Herbst (65%).

 

Die Sorge wegen der Lohnkosten spiegelt vor allem das von 82% der Befragten in diesem Frühjahr als belastend empfundene Dauerproblem des Fachkräftemangels wider. Der Altersstrukturwandel wird zudem dafür sorgen, dass sich dieses Problem weiter verschärft und den Unternehmen noch viele Jahre erhalten bleibt. Gehaltserhöhungen sind für die Mittelständler derzeit das wichtigste Mittel, um ihre Mitarbeiter an das eigene Unternehmen zu binden und damit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch Qualifizierungsmaßnahmen, eine betriebliche Altersvorsorge und flexible Arbeitszeitmodelle scheinen den Befragten besonders geeignete Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung zu sein.

 

-- Dr. Claus Niegsch


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