Tschechische Krone im Hoehenrausch

Die ohnehin überaus robuste tschechische Krone lässt gegenüber dem Euro weiter die Muskeln spielen und kletterte hierbei jüngst auf den höchsten Stand seit Sommer 2008. Was sind die Gründe für den Höhenflug der tschechischen Landeswährung? Und wie schätzen wir ihre weiteren Aussichten ein?
 


Die im Januar stärker als erwartet angestiegenen tschechischen Produzentenpreise haben bei der Krone Leitzinserhöhungserwartungen neu entfacht und ihr weiter Auftrieb verliehen. Wenngleich die Währungshüter in Prag die geldpolitischen Zügel nicht weiter straffen sollten, so ist die dortige Notenbank und ihre Geldpolitik dennoch als Unterstützungsfaktor Nr. 1 für die Krone zu werten. Zu nennen ist hierbei die uneingeschränkte Bereitschaft der tschechischen Zentralbank (CNB), den Inflationsrisiken geldpolitisch ohne Wenn und Aber entgegenzutreten. Neben beherzten Leitzinsanhebungen setzt die CNB, welche marktseitig eine hohe Glaubwürdigkeit genießt, hierbei zudem auf eine feste Landeswährung. Dieser griff sie 2022 auch mittels FX-Interventionen (verbal und real) unter die Arme. Dass CNB-Chef Michl jüngst sein Bekenntnis zu einer starken Währung und anhaltend hohen Leitzinsen bekräftigt hat, nahm die Krone ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis.

Darüber hinaus profitiert die Krone auch von den freundlicheren globalen Vorgaben. Angesichts der engen wirtschaftlichen und finanziellen Verflechtungen zwischen Tschechien und der E(W)U verdient in diesem Zusammenhang zum einen der seit Ende des letzten Jahres wieder zu Kräften gekommene Euro Beachtung. Zum anderen haben zuletzt u.a. angesichts der wieder deutlich zurückgekommenen Energiepreise sowie der nachgelassenen globalen Lieferkettenprobleme die Sorgen vor einer übermäßigen konjunkturellen Abkühlung in der EWU nachgelassen. Damit gehen auch in Tschechien marktseitig Hoffnungen einher, dass die für das erste Halbjahr 2023 erwartete Rezession glimpflicher als erwartet verlaufen wird.

 

Wenngleich sich die Krone gegenüber dem Euro im historischen Vergleich weiterhin auf robusten Niveaus bewegen sollte, so stehen wir auf kurze Sicht weiteren nachhaltigen Kursgewinnen eher skeptisch gegenüber. Dass die Krone in das Frühjahr hinein wieder etwas kleinere Brötchen backen dürfte, ist unserer Einschätzung geschuldet, wonach die CNB im aktuellen Umfeld kein Interesse an einer noch schneller aufwertenden Landeswährung haben dürfte. So haben doch auch in Tschechien die konjunkturellen Risiken merklich zugenommen. Beginnt zudem im Frühjahr wie allgemein erwartet die Inflation in einem verhaltenen konjunkturellen Umfeld allmählich nachzulassen, sind marktseitige Leitzinssenkungsspekulationen nicht ausgeschlossen. Wenngleich sich diese letztendlich noch als zu früh erweisen sollten, so dürften sie der Krone dennoch zumindest etwas zu denken geben.

 

-- Dr. Sandra Striffler


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