Deutsche Sparquote sinkt 2022 stark, erreicht aber trotz Rekordinflation hohes Niveau

Angesichts der hohen Inflation hätte man im letzten Jahr einen Einbruch der privaten Sparquote erwarten können. Vor allem Haushalten mit niedrigen Einkommen fällt es durch die gestiegenen Preise schwer, Geld auf die hohe Kante zu legen. Und tatsächlich ist die Sparquote 2022 weit unter die corona-bedingten Rekordjahre 2020 und 2021 gesunken. Mit 11,4% sparten die Bürger allerdings deutlich mehr als im Durchschnitt der Jahre vor Corona-Ausbruch.
 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die wirtschaftliche Daten zu Konsum und Sparquote privater Haushalte in Deutschland über einen Zeitraum von 2018 bis 2023 verdeutlichen.

### Linke Diagramm:
- **Art des Diagramms**: Liniendiagramm
- **Dargestellte Daten**:
  - **Nominales Wachstum in % des Vorjahresquartals**:
     - **Konsum** (blau) zeigt den Prozentsatz des Wachstums oder der Schrumpfung des Konsumverhaltens in verschiedenen Zeitperioden.
     - **Verfügbares Einkommen** (orange) zeigt das Wachstum oder die Veränderung im verfügbaren Einkommen der Privathaushalte.
- **Beobachtungen**:
  - Es gibt Schwankungen im Verlauf der Jahre mit einem signifikanten Einbruch etwa 2020, gefolgt von Erholungen bis 2023.

### Rechte Diagramm:
- **Art des Diagramms**: Balkendiagramm
- **Dargestellte Daten**:
  - **Sparquote** (orange Balken) zeigt den Prozentsatz des Einkommens, den Haushalte sparen im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt.
  - **% Veränderung der Sparquote gegenüber dem Vorjahr** (graue Linie) illustriert Veränderungsraten in der Sparquote im Vergleich zu vorherigen Jahren.
- **Beobachtungen**:
  - Die Sparquote zeigt erzielte Ersparnisse der Haushalte mit bemerkenswerten Spitzen im Jahr 2020 (wohl aufgrund der Covid-19 Pandemie).
  - Ein Rückgang der Sparquote in den darauffolgenden Jahren, mit einem leichten Anstieg in 2023.

### Gesamtwahrnehmung:
- Der Konsum und das verfügbare Einkommen unterlaufen über die Jahre bemerkenswerte Schwankungen.
- Sparverhalten zeigt Trends, die durch wirtschaftliche Ereignisse und möglicherweise äußere Faktoren wie globale Krisen beeinflusst werden.


2022 sollte eigentlich das Jahr einer spürbaren Wirtschaftserholung werden. Spätestens ab Frühjahr konnte durch das Auslaufen von Corona-Beschränkungen eine kräftige Konsumbelebung erwartet werden. In der Corona-Zeit waren die Konsummöglichkeiten stark eingeschränkt und die Sparquote erreichte 2020 mit 16,4 und 2021 mit 15,1% neue Höhen. Ohne den Ukraine-Krieg hätte man daher erwarten können, dass die privaten Haushalte die 2022 zurückgewonnenen Freiheiten nutzen und zurückgestellten Konsum ausgiebig nachholen. Dadurch wäre die Sparquote sogar deutlich unter den langjährigen Vor-Corona-Durchschnitt von 10,2% gefallen. Stattdessen hat sie sich 2022 mit 11,4% darüber eingependelt.

 

Dem Bedürfnis, Corona-Entbehrungen nachzuholen, steht jedoch eine hohe Unsicherheit entgegen. Auslöser sind der Krieg, die Energiekrise und wirtschaftliche Probleme. Traditionell reagieren Haushalte auf Krisen mit Konsumeinschränkung und Sparen, so auch diesmal. Die bis Oktober immer weiter einbrechende Verbraucherstimmung sorgte für eine relativ hohe Sparquote, die im Schlussquartal 2022 um fast 2%-Punkte über Durchschnittsniveau lag. Dazu haben auch spürbare nominale Einkommenszuwächse beigetragen. Neben zuletzt hohen Tariflohnabschlüssen und kräftigen Rentenanhebungen waren das Unterstützungen wie die Energiepreispauschale oder steuerfrei ausgezahlte Inflationsausgleichsprämien.

 

Die Verbraucherstimmung hat sich zuletzt zwar aufgehellt, bleibt insgesamt aber pessimistisch. Vor allem bei der Anschaffungsneigung sind kaum Verbesserungen erkennbar. Viele Haushalte bleiben vorsichtig, weil sie hohen Nebenkostennachzahlungen fürchten. Auch im laufenden Quartal dürfte die Sparquote daher relativ hoch ausfallen. Erst mit der allmählichen wirtschaftlichen Erholung im weiteren Jahresverlauf dürfte die Unsicherheit weichen und die Sparneigung nachlassen. Insgesamt bleibt der Konsum 2023 aber schwach.

 

-- Michael Stappel