Chinas Einkaufsmanager atmen hörbar auf

Nach ihrem Einbruch im Dezember vollziehen die Einkaufsmanagerindizes im Januar einen deutlichen Rebound. Chinas Wirtschaft steht am Beginn eines kräftigen, wohl aber kaum dauerhaften Aufschwungs.

 

 

Über Verlauf, Ausmaß und Folgen der jüngsten Corona-Infektionswelle in China nach der überstürzten Abkehr von der Null-Covid-Politik kann man weiterhin nur spekulieren. Belastbare Zahlen gibt es kaum, schon gar nicht zu der Zahl der Todesopfer, die mit bislang knapp 60.000, wie die chinesischen Behörden zuletzt bekanntgaben, wohl mehr als grob unterschätzt ist und wahrscheinlich eher zehn Mal so hoch liegen dürfte. Auch zur Entwicklung der Infektionsfälle – in den letzten drei Jahren noch eine akribisch geführte Statistik – gibt es keinerlei Angaben mehr, lediglich die Aussage von offizieller Seite, rund 80% der Bevölkerung dürften sich bereits mit dem Virus angesteckt haben. Das allerdings legt nahe, dass der Höhepunkt der Welle längst überschritten ist und das Infektionsgeschehen schon wieder deutlich abebbt, also wesentlich früher als ursprünglich gedacht. Auch von den täglichen Bewegungsdaten gehen ähnliche Signale aus: Danach haben die Passagierzahlen im öffentlichen Nahverkehr ihr Vor-Pandemie-Niveau zuletzt wieder überschritten, nachdem sie im Dezember noch massiv eingebrochen waren. Die Normalität scheint zurück zu sein.

 

Dass sich mit dem Aufatmen der Bevölkerung auch die Wirtschaft wieder erholt, zeigen die aktuellen Einkaufsmanagerbefragungen vom Januar. Die Umfragewerte haben zuletzt einen fulminanten Rebound vollzogen. Vor allem im durch die Infektionswelle schwer geschädigten Service-Sektor sprang der Stimmungsindex von 41,6 auf 54,4 Punkte – ein Sieben-Monats-Hoch und der steilste Anstieg seit knapp drei Jahren. In der Industrie, die aufgrund der Schließungen rund um das Neujahrsfest die Erholung noch nicht gänzlich vollziehen kann, schaffte es der Indexwert immerhin mit 50,1 Punkten knapp in den Wachstumsbereich. Allerdings lastet auf der Exportindustrie auch noch die schwache globale Nachfrage. Die Auslandsaufträge schrumpfen weiterhin deutlich.

 

Alles in Allem steht die chinesische Wirtschaft wohl aber am Beginn eines kräftigen Aufschwungs. Die „Rosskur“, durch die die Staatsführung die Volksrepublik in den letzten Wochen geschickt hat, hat sich also zumindest wirtschaftlich gelohnt. Wir haben vor diesem Hintergrund unlängst unsere Wachstumsprognose für China für dieses Jahr von 3,5 auf 4,5% angehoben und die Chancen stehen gut, dass der Anstieg noch höher ausfällt, vor allem, wenn die chinesische Regierung die Konjunkturerholung fiskalisch stärker unterstützen sollte. Nur von längerer Dauer werden die primär Auf- und Nachholeffekte kaum sein. Schon bald dürften China seine strukturellen Probleme, wie die schrumpfende Bevölkerung oder der weiterhin schwelende Handelskonflikt mit den USA, wieder einholen und das Wachstumstempo erneut erkennbar drosseln.

 

-- Monika Boven


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