Fed lockert Zinszügel – Powell stellt Zinspause in Aussicht
US-Währungshüter beschließen weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte. Zielband für die Fed Funds Rate liegt nunmehr bei 3,50% bis 3,75%
Wie erwartet haben die US-Währungshüter bei ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte beschlossen. Damit liegt das Zielband für die Fed Funds Rate nun bei 3,50% bis 3,75%. Der Zinsbeschluss wurde allerdings nicht von allen Notenbank-Oberen mitgetragen. Wie bereits im Oktober sprach sich der Chef der Kansas-Fed, Jeffrey Schmid, für ein geldpolitisches Stillhalten aus. Austan Goolsbee (Chicago) hat sich dieser Position nunmehr angeschlossen. Demgegenüber forderte Stephen Miran wie bereits bei der letzten Zusammenkunft einen größeren Senkungsschritt (–50 Bp). Um die in den vergangenen Wochen aufgetretenen Spannungen am US-Geldmarkt zu lindern, haben die Währungshüter beschlossen, Treasury-Bills zu kaufen. Diese sogenannten „Reserve Management Purchases” sollen ab Freitag mit einem zunächst angepeilten Volumen von monatlich 40 Mrd. US-Dollar starten. Unter dem Eindruck dieser Ankündigung und in der Erwartung, dass die Tür für weitere Senkungsschritte offen bleibt, haben die Renditen zweijähriger Treasuries im Umfeld der Zinssitzung niedriger tendiert.
Fed-Projektionen: Aufwärtsrevision des Wachstumsausblicks
Im Rahmen der Dezember-Sitzung wurden auch neue Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung veröffentlicht. Bemerkenswert ist, dass die Fed-Vertreter die US-Konjunkturaussichten nun zuversichtlicher beurteilen. So wurde die BIP-Projektion für das kommende Jahr um 0,5 Prozentpunkte auf 2,3% angehoben. Darüber hinaus wurden die Wachstumserwartungen für die Jahre 2027 und 2028 jeweils um 0,1 Prozentpunkte nach oben revidiert. Auch die Inflationsaussichten beurteilen die US-Währungshüter im Vergleich zu den Projektionen von September etwas zuversichtlicher. Zwar verharrt die Teuerungsrate (PCE) im kommenden Jahr mit 2,4% weiterhin oberhalb des Inflationsziels, doch liegt diese damit 0,2 Prozentpunkte unterhalb der vorherigen Schätzung. Über die weiteren Projektionshorizonte hinweg wird ein weiter nachlassender Inflationsdruck skizziert. Hinsichtlich des von den Währungshütern avisierten Leitzinspfads ergeben sich gegenüber den Projektionen vom September keine Änderungen. Für 2026 und 2027 deutet der Dot-Plot im Median auf jeweils einen kleinen Lockerungsschritt hin.
Powell signalisiert Pause im Zinssenkungszyklus – Klarheit im Datennebel
Wie bereits zur Oktober-Sitzung wiederholte US-Notenbankchef Powell im Rahmen der Pressekonferenz, dass es angesichts der Risiken für die beiden Ziele der Notenbank (Preisniveaustabilität/Vollbeschäftigung) keinen risikofreien Weg für die Geldpolitik gebe. Für den Inflationsausblick bestehen nach wie vor Aufwärtsrisiken. Zwar geht die Notenbank davon aus, dass der zollbedingte Inflationsschub nur von temporärer Natur ist, doch muss sie dies auch sicherstellen. Zugleich bestehen im Hinblick auf die Lage am Arbeitsmarkt signifikante Abwärtsrisiken. Die Notenbank-Oberen stehen somit auch mit Blick auf das kommende Jahr vor der Heraus-forderung, die richtige geldpolitische Balance zu finden. In der Pressekonferenz betonte Powell, dass die Federal Reserve die geldpolitischen Zügel seit September um 75 Basispunkte gelockert hat. Diese müssen nun nach und nach ihre Wirkung entfalten. Laut Powell ist die Notenbank jetzt gut positioniert, um abzuwarten, wie sich die US-Wirtschaft weiterentwickeln wird. In diesem Zusammenhang ging er auch auf die Problematik ein, dass die US-Wirtschaftsdaten durch den Government Shutdown teilweise verzerrt sind, sodass sich erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung ein klareres Bild der Lage herausbildet. Auf die Frage, ob er sich eine Zinserhöhung als nächsten Schritt der Fed vorstellen könne, entgegnete Powell, dass dies für keinen der Notenbank-Vertreter der „Base-Case“ sei.
Fed legt zu Jahresbeginn wohl eine Pause zur besseren Orientierung ein
Zusammenfassend sehen wir uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass die Fed zu Beginn des kommenden Jahres eine Pause im Senkungszyklus einlegen dürfte. Zugleich bleibt die Tür für eine weitere Annäherung an das geldpolitisch neutrale Leitzinsniveau im Jahresverlauf 2026 geöffnet.
- Christian Reicherter

