China: Wirtschaft stemmt sich gegen die US-Zölle – strauchelt aber im Inland

China meldet für Q3 ein immer noch robustes BIP-Wachstum von 4,8% (J/J). Im Quartalsvergleich (Q/Q) zieht die Wachstumsdynamik sogar leicht an. Verluste im Handel mit den USA können vorerst durch Exporte in andere Regionen der Welt ausgeglichen werden. Beunruhigend ist jedoch die schwache Binnennachfrage.

 

Das Bild stellt zwei Graphen dar, die die wirtschaftliche Entwicklung Chinas in Bezug auf die USA-Zölle und ihre Auswirkungen zeigen. 

### Linker Graph: Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
**Beschreibung:**
- **Zeitspanne:** Von 2019 bis 2025
- **Achsen:**
  - **Y-Achse:** Prozentuale Veränderung des BIP (jährlich, in Prozent)
  - **X-Achse:** Jahreszahlen
- **Linien:**
  - **Orange Linie:** Jährliche Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
  - **Blaue Linie:** Quartalsweise Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (QoQ)
- **Trend:** Die Daten zeigen Schwankungen im Wirtschaftswachstum mit einem deutlichen Einbruch zu Beginn des Jahres 2020, vermutlich bedingt durch die COVID-19-Pandemie, gefolgt von einer erholenden Phase. Der Fokus liegt darauf, die wirtschaftlichen Entwicklungen Chinas trotz der Zollbarrieren der USA zu ermitteln.

### Rechter Graph: Exportveränderungen nach Absatzmarkt
**Beschreibung:**
- **Zeitspanne:** Von 2019 bis 2025
- **Achsen:**
  - **Y-Achse:** Veränderung der Exporte (jährlich, in Prozent)
  - **X-Achse:** Jahreszahlen
- **Linien:**
  - **Gesamt Exporte:** Blaue Linie
  - **Exporte in die USA:** Graue Linie
  - **Exporte Rest der Welt:** Orange Linie
- **Trend:** Der Graph verdeutlicht die Exportveränderungen von China weltweit, mit besonderem Fokus auf den US-Markt. Während Exporte in die USA relativ konstant bleiben oder geringfügig sinken, zeigen Exporte in den Rest der Welt immer wiederkehrende Schwankungen.

### Gesamtinterpretation:
Das Bild verdeutlicht die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft gegenüber den Handelsspannungen mit den USA, dargestellt durch Zölle. Trotz dieser Herausforderungen zeigt China Anstrengungen zur Stabilisierung und teilweisen Erhöhung seines BIP, während die Exporte in die USA und weltweit differenziert betrachtet werden.

 

Einmal mehr wartet Chinas Wirtschaft mit überraschend soliden Wachstumszahlen auf: Nach Angaben des chinesischen Statistikamtes hat das Wirtschaftswachstum im zurückliegenden dritten Quartal nur moderat abgebremst, in der vielbeachteten Vorjahresrate (J/J) ging es von 5,2% in Q2 auf 4,8% zurück. Auf Vorquartalsbasis (Q/Q) hat die Wachstumsdynamik sogar leicht von 1,0% auf 1,1% zugelegt. Das sind für chinesische Verhältnisse zwar keine bombigen Wachstumszahlen. Angesichts der seit April vervierfachten Zollbelastung auf dem wichtigsten Absatzmarkt USA hält sich die Konjunktur dennoch bemerkenswert robust. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten leiden zwar beträchtlich unter den neuen Handelshürden – sie liegen inzwischen rund ein Drittel unter ihrem Niveau vom vergangenen Jahr. Gleichzeitig ist es Chinas Exportindustrie jedoch gelungen, ihre Produkte verstärkt in andere Länder zu leiten. Dadurch blieb das Exportwachstum insgesamt weitgehend stabil.

 

Aufhorchen lässt dagegen die Schwäche der Binnenwirtschaft. Der Einzelhandel als wichtigster Proxy für den privaten Konsum ist im vergangenen Quartal gegenüber dem Vorquartal erstmals seit dem Corona-Schock wieder geschrumpft. Die Abwrackprämien für einige langlebige Konsumgüter, die die Kaufbereitschaft der Verbraucher zeitweise belebt hatten, verlieren offenbar an Zugkraft. Gleichzeitig bleibt das Konsumklima stark getrübt, da viele private Haushalte angesichts des Verfalls der Wohnungspreise Einbußen bei ihren Ersparnissen erleiden. Ohnehin ist der Immobiliensektor weiterhin im Krisenmodus. Der Rückgang beim Bau hat sich zuletzt vertieft, auch die vorübergehende Stabilisierung der Wohnungsnachfrage (durch kommunale Kaufprogramme) verflüchtigt sich. Die Investitionstätigkeit ist zuletzt deutlich geschrumpft und hat das Wirtschaftswachstum entscheidend gedämpft.

 

Damit stellt sich die konjunkturelle Lage in China um einiges schlechter dar, als es auf den ersten Blick scheint. Denn bis zuletzt konnte der immer noch starke Außenhandel die prägnante Flaute der Binnennachfrage auffangen. Wie lange das angesichts der anhaltenden Spannungen im Welthandel noch möglich sein wird, ist gleichwohl fraglich. Zum Teil dürften Chinas hohe Exporte in Drittländer eigentlich für den US-Markt bestimmt sein. Die US-Regierung versucht diese Umgehungsstrategien jedoch zu unterbinden, indem sie Druck auf die Transferstaaten ausübt. Hinzu kommen neue Handelshürden, etwa Hafengebühren für Schiffe aus China. Außerdem ist der Schlagabtausch zwischen beiden Ländern zuletzt wieder eskaliert, nachdem Peking erneut Exportrestriktionen auf Seltene Erden erlassen hat, woraufhin Donald Trump Strafzölle in Höhe von 100% androhte. Dass diese Drohung auch umgesetzt wird, halten wir allerdings für wenig wahrscheinlich. Letztlich hat Peking mit den Seltenen Erden ein mächtiges Druckmittel in der Hand, dem sich auch der US-Präsident ein Stück weit beugen muss.

 

Unterm Strich rechnen wir damit, dass Chinas Wirtschaft in den kommenden Monaten zunächst weiter abbremsen wird. Im laufenden Jahr dürfte das staatliche Wachstumsziel von „um 5%“ zwar noch knapp erfüllt werden – wir erwarten 4,8% (J/J). 2026 ist dann aber wohl nur noch ein Zuwachs von 4% erreichbar – das zeichnet sich bereits mit den aktuellen Quartalsraten von um 1% ab, die auf das Jahr hochgerechnet kaum mehr als 4% Wachstum entsprechen. Positive Wachstumsimpulse könnten hingegen von staatlichen Initiativen kommen. Dieser Tage wird in Peking der neue Fünfjahresplan beraten, der ab 2026 gilt. Beinhaltet er Maßnahmen zur dauerhaften Stärkung des Konsums, wäre dies von Vorteil für die schwächelnde Binnenkonjunktur. Auch technische Fortschritte, beispielsweise im Bereich KI, worauf die politische Führung ein besonderes Augenmerk hat, würden das Wirtschaftswachstum mittelfristig stützen.

 

-- Monika Boven