Hauptsache, sie fängt Mäuse

China hat sich in dieser Woche recht klar zum Ausbau erneuerbarer Energie bekannt, auch wenn die verkündeten Klimaziele als nicht ambitioniert eingestuft wurden. Über die genauen Motive – ökologisch oder geostrategisch – mag zu debattieren sein, zumindest hat Peking sich aber positioniert. 

 

In Debatten über den Klimaschutz heißt es oft: Solange die Chinesen nicht mitziehen, können wir in Deutschland – oder Europa – nichts ausrichten. In einem gewissen Sinne ist das korrekt: China ist absolut gesehen der größte Emittent von Treibhausgasen. Rund ein Drittel aller Emissionen geht auf das Konto der Volksrepublik, während der Anteil der EU bei etwas mehr als 6 Prozent liegt. Der große Hebel zur Eindämmung der Erderwärmung liegt in China und der stark kohlebasierten Energieversorgung.

 

So ist es nicht verwunderlich, dass viele Beobachter die von Staatschef Xi Jinping verkündeten Emissionsziele als nicht ausreichend ambitioniert beurteilen: Demnach möchte China die Treibhausgasemissionen bis 2035 „nur“ um 7% bis 10% gegenüber dem Höchststand reduzieren. Es wird aber nicht spezifiziert, wann dieser Höchststand erreicht ist oder vielleicht sogar schon gesehen wurde. Viele Beobachter gehen derweil davon aus, dass China die Ziele wenig ehrgeizig gesetzt hat, nur um diese dann über zu erfüllen – nicht zuletzt aufgrund des ebenfalls avisierten Ausbaus erneuerbarer Energien. Laut Ankündigung soll die installierte Leistung der Wind- und Solarenergieerzeugung auf 3.600 Gigawatt steigen, was dem Sechsfachen des Standes von 2020 entspricht.

 

Der letzte Satz macht dabei deutlich, dass die oben skizzierte Kritik eben nicht komplett zutrifft. Die Ziele Pekings mögen der Dimension nicht gerecht werden. Im Gegensatz zu einem wegen Uneinigkeit noch nicht verkündeten Zwischenziel der EU steht der Wert im Vorfeld des nächsten Klimagipfels (COP30 in Brasilien) aber erstmal im Raum – inklusive des von höchster Stelle vorgetragenen Bekenntnisses zur Forcierung grüner Energien. Aus dieser Signalwirkung wird von Kommentatoren viel Positives gezogen. Klar scheint aber auch, dass Peking nicht nur aus ökologischen Motiven handelt, sondern zudem geostrategische Absichten verfolgt, die sich nicht auf Energieunabhängigkeit erschöpfen: China dominiert viele Felder grüner Energietechnologien und hat erhebliche Vorsprünge in der Wertschöpfungskette kritischer Mineralien – Vorteile, die Peking gegenüber Schwellen- und Industrieländern hebeln möchte.

 

Das gilt es zwar zu beachten, für den Klimaschutz mag es aber zunächst zweitrangig sein, welches die Motive des größten CO2-Emittenten sind. Frei nach Deng Xiaoping kann hier gelten: Es ist egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, solange sie Mäuse fängt.

 

-- Torsten Hähn