EZB-Preview: Währungshüter sehen sich gut positioniert
Währungshüter dürften zur September-Ratssitzung eine abwartende Haltung signalisieren. EZB-Einlagesatz dürfte bei 2% verbleiben.

Nach der Sommerpause beraten die europäischen Währungshüter in der kommenden Woche (11. September) wieder turnusgemäß über die weitere geldpolitische Marschrichtung. Die jüngsten Signale aus der EZB deuten darauf hin, dass sich die Notenbank-Oberen mit einem Einlagesatz von gegenwärtig 2% gut positioniert sehen. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Tür für einen Zinssenkungsschritt offen bleibt. So dürfte Notenbankchefin Lagarde weiterhin betonen, dass man das geldpolitische Vorgehen in Abhängigkeit der Datenlage anpassen wird. Im Rahmen der September-Ratssitzung werden die überarbeiteten Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung vorgestellt. Dabei könnte der transatlantische Zollkompromiss den Wachstumsausblick für die Eurozone etwas belasten. Ein besonderes Augenmerk dürfte auch darauf liegen, inwieweit die EZB-Projektionen in den kommenden Monaten weiterhin einen spürbar nachlassenden Preisdruck skizzieren.
Zölle: Unsicherheit hinsichtlich der Auswirkungen auf die Inflation
Ungeachtet der in den Inflationsprojektionen skizzierten Entwicklung gibt es im EZB-Rat durchaus unterschiedliche Ansichten über die zukünftige Teuerungsentwicklung. Direktoriumsmitglied Schnabel ist überzeugt, dass die von der Trump-Administration verhängten Zölle die Inflation im Euroraum anheizen könnte. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf die zollbedingt steigenden Beschaffungspreise, die sich über die globalen Lieferketten ausbreiten könnten. Vor diesem Hintergrund steht die EZB-Ratsvertreterin einer weiteren Lockerung der Zinszügel skeptisch gegenüber. Der finnische Notenbankchef Olli Rehn neigt demgegenüber hingegen dazu die Tür für einen weiteren Senkungsschritt offen zu halten. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Abwärtsrisiken für die Inflation, „…darunter billigere Energie, ein stärkerer Euro und Zölle, die das Wachstum dämpfen“.
Marktseitige Zinssenkungsfantasie gegenwärtig verhalten ausgeprägt
Die zuletzt abwartende Haltung der Notenbank-Vertreter hat dazu geführt, dass die Marktakteure ihre Zinssenkungsfantasie zurückgeschraubt haben. In den Overnight Index Swaps ist bis zum Jahresende kein vollständiger Zinssenkungsschritt (25 Bp) mehr eskomptiert. Ein perspektivisch nachlassender Inflationsdruck sollte unserer Einschätzung nach den „Tauben” im EZB-Rat wieder Rückenwind liefern. Bis zum Jahresende rechnen wir noch mit einem letzten Lockerungsschritt der Notenbank.
-- Christian Reicherter