FOMC bleibt in Wartestellung
Währungshüter haben sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Leitzins unverändert zu belassen. Bowman / Waller favorisierten Senkung.

Wie zu erwarten war, haben die Fed-Oberen bei ihrer jüngsten Zusammenkunft beschlossen, den Leitzinskorridor (4,25% bis 4,50%) unverändert zu lassen. Anders als bei der Ratssitzung im Juni wurde dieser Beschluss vom Federal Open Market Committee (FOMC) jedoch nicht einstimmig getroffen. Die Direktoriumsmitglieder Michelle Bowman und Christopher Waller hatten sich für eine Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte ausgesprochen. Damit haben erstmals seit 1993 wieder zwei Vertreter des Board of Governors gegen den Mehrheitsbeschluss des FOMC gestimmt. Die beiden abweichenden Stimmen im FOMC hatten zuletzt eine geldpolitische Lockerung mit einer befürchteten Abschwächung des Arbeitsmarkts begründet. Das geldpolitische Statement wurde im Vergleich zum Vormonat geringfügig modifiziert. Während die US-Notenbank im Hinblick auf die Wirtschaftstätigkeit bislang davon sprach, dass diese sich weiterhin in einem soliden Tempo ausweite, heißt es nun, dass das Wachstum in der ersten Jahreshälfte mäßig gewesen sei. Hinsichtlich der Einschätzung der Arbeitsmarktlage blieb die Formulierung in der Fed-Pressemitteilung unverändert. Demnach ist die Arbeitslosenquote weiterhin niedrig und die Arbeitsmarktlage präsentiert sich stabil. Die Inflation sei etwas erhöht. Im Umfeld der Zinsentscheidung hat die marktseitige Zinssenkungsfantasie einen Dämpfer erfahren. Bis zum Jahresende werden nun weniger als zwei Zinssenkungsschritte (à 25 Bp) erwartet.
US-Zölle dürften perspektivisch höhere Preissteigerungsraten nach sich ziehen
In der Pressekonferenz erklärte Notenbankchef Powell, dass er und der Großteil des FOMC nicht der Meinung seien, die moderat restriktive Ausrichtung der Geldpolitik würde die amerikanische Wirtschaft unangemessen bremsen. Mit Blick auf das wirtschaftliche Umfeld hob der oberste Währungshüter die weiterhin vorhandene Unsicherheit hervor. Laut Powell werden die Zölle bislang größtenteils von Unternehmen und Einzelhändlern absorbiert. Es beginne sich jedoch abzuzeichnen, dass diese Kosten an die Verbraucher weitergegeben würden. Die Fed geht davon aus, dass sich dieser Trend noch verstärken wird. Der Notenbankchef sieht derzeit Risiken für beide Seiten des Fed-Mandats. So könnte die Inflation weiter steigen und sich zugleich der Arbeitsmarkt abschwächen.
Zahlreiche Datenveröffentlichung bis zur September-Zusammenkunft
Wir sehen uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass es die Fed mit einer Lockerung der Zinszügel nicht eilig hat. Daher rechnen wir auch mit Blick auf das Jackson-Hole Treffen (21-23. Aug.) mit einer Bestätigung der Wait-and-See-Haltung
-- Christian Reicherter