EWU-Inflation: Ostereffekt kompensiert niedrigere Energiepreise

Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im April um 2,2% gegenüber dem Vorjahr genauso schnell gestiegen wie März. Der Ostereffekt hat die Dienstleistungspreise im April deutlich beschleunigt, während ein niedrigerer Ölpreis die Energiepreise drosselte.
 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Entwicklung des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im Euroraum von 2021 bis 2025 zeigt. Der HVPI ist ein Maßstab für die Inflationsrate und die Preise von einem Korb aus verschiedenen Gütern und Dienstleistungen, die Verbraucher regelmäßig kaufen. 

**Wichtige Aspekte im Diagramm:**

1. **HVPI-Entwicklung:**
   - Die schwarze Linie zeigt die Kernaussage des HVPI im Euroraum von 2021 bis 2025.
   - Der Index steigt ab 2021 kontinuierlich bis zu einem Höhepunkt in 2023 und sinkt dann allmählich.

2. **Farbkodierung der Wachstumsbeiträge zu HVPI:**
   - **Orange (Dienstleistungen):** Signalisiert den Beitrag der Dienstleistungen zur Inflation.
   - **Blau (Industrielle Güter):** Zeigt den Einfluss der Industrieprodukte auf den HVPI.
   - **Braun (Nahrungsmittel):** Darstellung des Einflusses von Nahrungsmitteln.
   - **Grau (Energie):** Veranschaulicht den Einfluss der Energiepreise.

3. **Besonderer Aspekt - Ostereffekt:**
   - Der Diagrammtitel weist darauf hin, dass der sogenannte "Ostereffekt" die niedrigeren Energiepreise im April kompensiert hat.
   - Dieser Effekt ist üblicherweise auf saisonale Schwankungen zurückzuführen, die es zu bestimmten Zeiten im Jahr gibt (z. B. Feiertage), die den HVPI beeinflussen.

4. **Zukunftstrend:**
   - Der HVPI scheint sich nach dem Höhepunkt in 2023 stabilisieren zu wollen oder weiter abzunehmen, was auf eine potentielle Normalisierung oder Stabilisierung der Inflation hinweist.

Insgesamt bietet das Diagramm einen Einblick in die Faktoren, die die Inflation im Euroraum beeinflussen, und deren Schwankungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren.


Die Inflationsrate im Euro-Raum (EWU) lag im April den vorläufigen Angaben zufolge bei 2,2 %. Damit fiel die Rate genauso hoch aus wie im Vormonat. Ein genauerer Blick auf die einzelnen Komponenten zeigt jedoch, dass es unter der Oberfläche zu spürbaren Bewegungen kam. Einerseits gingen die Energiepreise im Vorjahresvergleich deutlich zurück und dämpften damit die Preisentwicklung. Die Rezessionssorgen in den USA infolge des „Liberation Day“ und der Zollpolitik der USA hatten zwischenzeitlich den Ölpreis deutlich gedrückt. Das entlastete die Verbraucher an den Tankstellen. Auf der anderen Seite zeigte sich aufgrund des späten Osterfestes in diesem Jahr eine stärkere Teuerung bei den Dienstleistungen. Dies kompensierte die Effekte der Energiepreise. Da sich bei den anderen Komponenten – Nahrungsmittel und industrielle Güter – die Preisdynamik kaum änderte, blieb die Inflationsrate unverändert. Die Verteuerung der Dienstleistungspreise sorgte jedoch für einen Anstieg der Kernteuerung von 2,4 % auf 2,7 %.

 

Auch in den großen Mitgliedstaaten zeigt sich aufgrund der beiden gegenläufigen Effekte kaum Bewegung. Während die Inflationsrate in Frankreich und Deutschland nur leicht niedriger tendierte, blieb sie in Italien und Spanien unverändert.

 

Wir gehen aktuell davon aus, dass die Inflationsrate im Euroraum in den kommenden Monaten über der Marke von 2 % liegen dürfte. Die Vielzahl unterschiedlicher Einflussfaktoren erschwert die Arbeit der EZB. Der vorausschauende Lohnindikator der EZB signalisiert für die kommenden Monate einen schwächeren Druck von den Tariflöhnen. Dies würde für eine langsamere Preisdynamik bei den Dienstleistungspreisen sprechen. Vieles wird jedoch auch von der weiteren Entwicklung des Rohölpreises abhängen. Das Bruttoinlandsprodukt der USA ist im ersten Quartal 2025 erstmals seit Anfang 2022 gesunken. Im zweiten Quartal droht aufgrund der Zölle eine Belastung des privaten Konsums und somit eine Fortsetzung der Wachstumsschwäche in den USA. Die Rezessionssorgen dämpfen den Ölpreis. Allerdings geht von der Zollpolitik der USA eine hohe Unsicherheit für Europa aus, denn es ist noch nicht klar, wie es in den kommenden Monaten mit den Zollverhandlungen weitergeht. EU-Gegenzölle könnten, sofern es nicht zu einem für beide Seiten tragfähigen „Deal” kommt, durch verteuerte Importe den Inflationsauftrieb im Euro-Raum verstärken.

 

-- Dr. Christoph Swonke