Einkaufsmanagerbefragung: Tristesse in Deutschland – Frankreich mit Einmaleffekt

Der Composite-Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum hat sich leicht verbessert. Gute Stimmung bei den Dienstleistern kompensiert eine schwache Industrie. Frankreich profitierte von den Olympischen Spielen.

 

 

Der S&P Global Composite Einkaufsmanagerindex konnte im Euro-Raum zulegen. Nach 50,2 Zählern im Juli erreichte er nun 51,2 Punkte. Die Messzahl für den Dienstleistungsbereich verbesserte sich, während es in der Industrie nur noch leicht nach unten ging. In der Länderbetrachtung kam laut S&P Global ein positiver Beitrag aus Frankreich, wobei fraglich ist, ob der hier wahrscheinlich zu beobachtende Olympia-Effekt nachhaltig ist. In Deutschland hat sich die ohnehin schon schwache Lage gemäß der Umfrage noch einmal verschlechtert. Ein Ende der konjunkturellen Schwächephase ist nicht abzusehen. In den anderen von der Umfrage erfassten Ländern, deren Ergebnisse noch nicht veröffentlicht sind, blieb die Stimmungslage wohl insgesamt positiv. Damit scheint die deutsche Wirtschaft wie schon im zweiten Quartal weiter beim Wirtschaftswachstum hinter dem restlichen Euro-Raum zurückzubleiben. Die Industrie belastet dabei weiterhin die Konjunktur, während die Dienstleister das Zugpferd für die moderate Erholung im Euro-Raum bleiben.

 

Im August hat sich die Tristesse bei den deutschen Einkaufsmanagern fortgesetzt. Der Gesamtindex fiel von 49,1 auf 48,5 Indexpunkte. Dies ist der niedrigste Stand seit März. Beide Teilindizes gaben nach. Der Index für den Dienstleistungssektor konnte sich trotz des Rückgangs immerhin noch über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten halten, in der Industrie sank der Messwert dagegen deutlich auf 42,1 Punkte. Die tendenziell anhaltende Flaute bei den Auftragseingängen - insbesondere aus dem Ausland - drückt ebenso auf die Stimmung wie sinkende Auftragsbestände und rückläufige Beschäftigungsabsichten. Die unsteten Signale der Wirtschaftspolitik in Deutschland und geopolitische Unsicherheiten belasten laut S&P Global zudem die Geschäftsaussichten.

 

Die Einschätzungen der französischen Einkaufsmanager haben sich dagegen insgesamt deutlich verbessert. Der Composite-Index stieg um 3,6 Zähler auf 52,7 Indexpunkte. Dies ist allerdings allein dem Dienstleistungsbereich zu verdanken, dessen Messzahl von 50,1 auf 55 Indexpunkte sprang. Hier dürfte sich ein besseres Geschäft rund um die Olympischen Spiele in Paris bemerkbar gemacht haben. In der Industrie gab der Einkaufsmanagerindex dagegen erneut nach und verharrt damit deutlich unter der neutralen Marke. Das August-Ergebnis ist natürlich erfreulich. Wahrscheinlich wird sich der Sprung bei den Dienstleistern in der nächsten Umfrage jedoch wieder relativieren. Denn laut S&P Global berichten die Einkaufsmanager auch von einer Verschlechterung der Beschäftigungslage, schwächeren Produktionserwartungen und rückläufigen Auftragspolstern. 

 

-- Dr. Christoph Swonke


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