Wholesale-CBDC Teil I: Digitaler Euro für die Banken

Notenbanken weltweit testen Möglichkeiten zur Modernisierung des Zentralbankgeldes im Interbankenverkehr („Wholesale“) durch DLT. Der Vorteil der DLT-Basis liegt in der Möglichkeit der Programmierbarkeit von Zahlungen.
 

Die Welt wird zunehmend digitaler – ein Trend, dem sich auch Notenbanken nicht verschließen können. In diesem Zusammenhang rückt das Thema digitale Zentralbankwährungen verstärkt in den Fokus. Mehr als 130 Länder, die 98% der weltweiten Wirtschaftsleistung repräsentieren, haben Pilotprogramme zu Central Bank Digital Currencies (CBDCs) gestartet oder forschen aktiv daran.


Der Euroraum bildet hier keineswegs eine Ausnahme. Vielmehr sind zwei Hauptformen geplant: Die „Retail-CBDC“ für die breite Öffentlichkeit und eine „Wholesale-CBDC“ für den Zahlungsverkehr zwischen Banken und anderen Finanzinstituten. Die Ausführungen in unserer neuen zweiteiligen Studie beziehen sich vorrangig auf Wholesale-CBDCs und geben einen Überblick über den Status Quo in der Eurozone. Teil I „Digitaler Euro für Banken“ setzt sich mit den Säulen unseres Geldsystems sowie den Gründen für die Einführung einer Wholesale-CBDC auseinander. Teil II „Hohes internationales Interesse“, der in KW 31 erscheinen wird, legt den Fokus auf verschiedene internationale Wholesale-CBDC-Projekte. (Nähere Informationen zum Retail-CBDC-Projekt der EZB mit der Bezeichnung „Digitaler Euro“ finden Sie in Teil I und Teil II einer Studienreihe von Anfang 2024.)


Wholesale-CBDC ist eine digitale Form von Zentralbankgeld, die in nicht allzu ferner Zukunft ausschließ­lich von Zentralbanken, Geschäftsbanken und anderen Finanzinstitutionen zur Abwicklung von Interbankenzahlungen und Wertpapiergeschäften genutzt werden soll. Ziel einer Einführung ist es, Transaktionen zwischen Banken und anderen Finanzinstituten effizienter und sicherer zu gestalten und unser heutiges Geldsystem zu moderni­sieren. Dabei können Potenziale mittels der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) gehoben werden, indem Abwicklungs­prozesse – z.B. durch den Einsatz automatisch ausgeführter Programme („Smart Contracts“) – zunehmend automatisiert werden.

 

Sicherlich bedarf es bei der Implementierung von Wholesale-CBDCs erheblicher Investitionen in Technologie und Know-how sowie einer umfassenden Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Doch trotz der wohl kostenintensiven Einführung könnten Transaktionen damit perspektivisch schneller, transparenter und sicherer abgewickelt werden. Schlussendlich ist die Einführung einer Wholesale-CBDC ein strategisch wichtiges Vorhaben für Noten­banken. Zentralbankgeld soll weiterhin als das zentrale Zahlungsmittel für (großvolumige) Interbanken­transaktionen dienen und damit dessen Rolle als stabiler Anker für das Währungs- und Zahlungs­system gewahrt werden.

 

-- Marcel Heinrichsmeier und Christian Arnold


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