USA vor wegweisenden Wahlen: Kompromisspolitik oder rigoros „America First“?

Gelingt Donald Trump tatsächlich die Rückkehr ins Weiße Haus oder bleibt Biden Präsident? Für die Wirtschaft dürfte vielmehr die Frage entscheidend sein, wie knapp die Mehrheitsverhältnisse im US-Kongress sein werden. Für unsere Prognosen haben wir zwei Szenarien entwickelt.
 


Nach dem gescheiterten Anschlag auf Donald Trump und den Patzern von Joe Biden im TV-Duell führt Donald Trump die Umfragen zur Präsidentschaftswahl derzeit klar an. Jedoch ist unklar, ob Donald Trump seinen Vorsprung bis Anfang November verteidigen kann, ob Biden nochmal aufholt oder ob er sogar vor der Wahl aus dem Rennen aussteigt. Zu alledem werden bei der Wahl auch die meisten Sitze im Kongress neu verteilt. Die USA stehen also am Scheideweg, mit zahlreichen Möglichkeiten wie die künftige Politik ausgestaltet sein wird. Für unsere Prognosen beschränken wir uns derzeit auf zwei Szenarien:

 

In unserem Hauptszenario „Kompromisspräsident“ muss der künftige US-Präsident – egal ob letztlich Donald Trump, Joe Biden, Kamala Harris oder ein anderer Kandidat der Demokraten im Oval Office sitzt – aufgrund von knappen Mehrheitsverhältnissen im Repräsentantenhaus und im Senat erhebliche Zugeständnisse machen. Eine Extrempolitik wird dadurch verhindert. Damit gibt es weniger Risiken für die Wirtschaft, aber auch wenig neue Impulse.

 

Sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnen und die Republikanische Partei gleichzeitig einen überwältigenden Sieg bei den Kongresswahlen feiern, wäre die Situation sicherlich anders zu bewerten. In unserem Risikoszenario „starke rote Welle“ hat Trump nach der Wahl genügend Rückhalt im Senat und im Repräsentantenhaus, um einige seiner Wahlversprechen in kurzer Zeit umzusetzen. Denkbar wäre, dass die Trump-Administration dann einen Basiszoll von 10% auf alle Importe einführt und China den Status als „Meistbegünstigte Nation“ im Rahmen der WTO entzieht. Durch diese Maßnahmen würde die Inflation in den USA schlagartig einen kräftigen Schub erhalten. Um Belastungen für die eigene Wirtschaft abzufedern, würde Trump ebenfalls kurz nach Beginn seiner Präsidentschaft eine große Steuerreform ankündigen.

 

Die Folge wäre eine konjunkturelle Achterbahnfahrt. Nach anfänglicher Euphorie würden die höhere Inflation und neue Handelskonflikte für spürbare Belastungen sorgen. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2025 dürfte die US-Konjunktur deutlich an Fahrt verlieren. Auch die deutsche Wirtschaft würde dann wohl in eine Flaute geraten.

 

-- Alexander Buhrow


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