Türkei: Kräftiges Wachstum in Q1, Inflation bleibt eine Herausforderung
Im ersten Quartal ist die türkische Wirtschaft erneut kräftig gewachsen. Die Inflation ist zuletzt allerdings ebenfalls wieder gestiegen. Auch die Fiskalpolitik soll jetzt gestrafft werden, um die Inflation in den Griff zu bekommen.
Seit Anfang 2022 leiden Verbraucher und Unternehmen in der Türkei unter einer sehr hohen Inflation. Obwohl Mitte des vergangenen Jahres bei der Notenbank endlich ein Kurswechsel vollzogen und ein aggressiver Straffungskurs eingeschlagen wurde, ist jüngst für Mai eine Inflationsrate von rund 75% gemeldet worden. Das Wirtschaftswachstum fiel im ersten Quartal trotz der Belastungen durch die hohe Inflation und hohe Zinsen sehr kräftig aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag um 2,4% über dem Niveau des Vorquartals. Im weiteren Jahresverlauf dürfte der konjunkturelle Schwung zwar deutlich nachlassen, letztlich wird das BIP 2024 aber wohl um 3,5% über dem des Vorjahres liegen.
Eingetrübte Stimmungswerte in der Wirtschaft sprechen jedoch für eine konjunkturelle Verlangsamung. Darüber hinaus werden wohl die geplanten Budgetkürzungen des Finanzministers und das Einfrieren des Mindestlohnes das bisher recht unerschrockene Wachstum der türkischen Wirtschaft drosseln. Die Lücke im Staatshaushalt hat sich unter anderem durch kräftige Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet. Jetzt sind fiskalische Gegenmaßnahmen erforderlich, um einem erneuten Abwärtstrend bei der türkischen Lira entgegenzuwirken. Im Zuge einer verlangsamten Konjunktur dürfte auch der Druck bei den Verbraucherpreisen in den kommenden Monaten nachlassen. Dennoch rechnen wir 2024 mit einer Inflationsrate von rund 60%. Im Jahr 2025 wird das Inflationsgespenst wohl seinen Rückzug fortsetzen, dafür sprechen die stabilere Währung und der Kurswechsel bei der Wirtschaftspolitik. Im Jahresdurchschnitt rechnen wir mit einer Inflation von knapp 26%, das wäre immerhin die niedrigste Rate seit vier Jahren.
-- Dr. Christine Schäfer