USA: Stärke der Inflation ist eine Frage des Index

Die Inflationsrate ist zuletzt wieder leicht angestiegen. Der erhöhte Preisdruck konzentriert sich aber auf wenige Güter und Dienstleistungen – allen voran auf die Wohnkosten. Ein Wiedererstarken der Inflation ist daher unwahrscheinlich.

 

 

Die US-Inflationsrate ist im März den zweiten Monat in Folge leicht angestiegen. Sie steht nun bei 3,5% (J/J). Dies war nicht ganz unerwartet, dennoch herrscht an den Finanzmärkten Nervosität. Vor allem gibt es Sorgen, dass die Fed erste Leitzinssenkungen weiter aufschieben muss. Der Blick auf die Details im Inflationsbericht kann aber etwas beruhigen. Insbesondere dürfte die Inflationsrate nicht wieder auf einen nachhaltigen Aufwärtstrend eingeschwenkt sein, sondern in den nächsten Monaten wieder langsam zurückgehen.

 

So geht der jüngste Inflationsanstieg vor allem darauf zurück, dass die Energiepreise die Inflation wieder antreiben, anstatt sie wie in den letzten zwölf Monaten zu bremsen. Benzin verteuerte sich im Februar gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um fast 4% und im März noch einmal um fast 2%. Hintergrund dessen ist der steile Anstieg des Weltmarktpreises für Rohöl in den letzten Wochen. Auf Sicht der nächsten drei Monate dürfte sich der Rohölpreis aber wieder etwas beruhigen.

 

Die Kerninflationsrate, die die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise ausschließt, blieb im März unverändert bei 3,8% (J/J). Der Preisdruck bei Gütern und Dienstleistungen ist damit zwar insgesamt erhöht, tatsächlich konzentrieren sich die Preissteigerungen aber auf wenige Bereiche. Bei industriellen Gütern gibt es derzeit sogar eine leicht deflationäre Tendenz, unter anderem aufgrund der Entspannung der Lieferketten, einer Besserung der Angebotssituation bei Gebrauchtwagen und günstigen Importen aus China. Dass sich die Kerninflation dennoch so hartnäckig hält, liegt vor allem an der Entwicklung der Mieten und der kalkulatorischen Eigentümermieten. Diese „Kosten des Wohnens“ haben nicht nur ein erhebliches Gewicht von über 30% im statistischen Warenkorb, der zur Inflationsbemessung herangezogen wird, sondern stiegen in den letzten Monaten noch überraschend deutlich an. Bei Neuvermietungen hat der Preisanstieg aber bereits spürbar nachgelassen und dieser Trend dürfte sich nach und nach auch bei den gesamten Mietensteigerungen bemerkbar machen. Ein Wiedererstarken der Inflation ist unter diesen Umständen unwahrscheinlich, die Erhebungsmethode des Bureau of Labor Statistics (BLS) führt nur dazu, dass der Inflationsrückgang träge verläuft.

 

Ohne Berücksichtigung der Kosten fürs Wohnen lag die Inflationsrate (CPI) im März bei 2,3% (J/J) und in den Monaten zuvor sogar schon unter 2%. Auch gemäß dem Preisindex für die privaten Konsumausgaben (PCE), der für die Fed eigentlich stärker im Fokus steht, ist der Preisdruck schon moderater. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass bei den Konsumausgaben die Wohnkosten „nur“ einen Anteil von etwa 15% haben. Wie hoch der Inflationsdruck derzeit ist, ist also vor allem eine Frage des betrachteten Index.

 

-- Alexander Buhrow


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