Brasilien: Nach Abbremsung dürfte Konjunktur wieder Tritt fassen

Im vierten Quartal 2023 stagnierte in Brasilien das Bruttoinlandsprodukt das zweite Quartal in Folge. Ein sichtbar aufgehelltes Wirtschaftsklima spricht jedoch für eine Erholung bei der Konjunktur.
 


In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres hat die brasilianische Wirtschaft scharf abgebremst. Während in Q1 und Q2 beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber Vorquartal noch Steigerungsraten von 1,3% und 0,8% verzeichnet wurden, stagnierte das BIP in Q3 und Q4. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass in den kommenden Quartalen die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt und dadurch letztlich das BIP in diesem Jahr um 1,3% wächst. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren wäre dies jedoch für die größte südamerikanische Volkswirtschaft nur eine verhaltene Entwicklung, nachdem in 2022 und in 2023 jeweils ein Wachstum von rund 3% erwirtschaftet wurde.

 

Betrachtet man die BIP-Daten vom vierten Quartal im Detail, zeigt sich ein gespaltenes Bild. Während der in den Vorquartalen recht robuste private Konsum leicht schrumpfte, legten die zuvor rückläufigen privaten Investitionen erstmals wieder zu. Der Konsum dürfte darunter gelitten haben, dass der Rückgang bei der Inflation ab Mitte des vergangenen Jahres ins Stocken geriet. Seit Januar 2021 haben sich die Ausgaben für einen durchschnittlichen Warenkorb immerhin um rund 22% verteuert und damit spürbar die Kaufkraft der privaten Haushalte geschmälert. Obwohl die Zahl der Beschäftigten in Q4 auf ein neues Rekordhoch von mehr als 100 Millionen stieg, trübte sich die Stimmung bei den Verbrauchern etwas ein. Bei den Investitionen dürften sich hingegen die von der Notenbank durchgeführten Senkungen des Leitzinses positiv bemerkbar gemacht haben.

 

Der Rückgang der Leitzinsen von einem Höchststand von 13,75% im Juli 2023 auf zuletzt 11,25% dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass sich die Stimmung in den Unternehmen aufgehellt hat. Die Ergebnisse der Umfragen von S&P Global machten zu Jahresbeginn in der Industrie und bei den Dienstleistern einen Sprung nach oben, so dass in beiden Bereichen die Indikatoren inzwischen deutlich oberhalb der Wachstumsschwelle liegen. Mit der – wenn auch nur langsam – weiter voranschreitenden Normalisierung der Geldpolitik dürfte sich die Erholung bei den Investitionen fortsetzen und auch der Konsum dürfte wieder Tritt fassen. 2025 rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum von rund 2,3%.

 

-- Dr. Christine Schäfer


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