Brasilien: Nach Abbremsung dürfte Konjunktur wieder Tritt fassen

Im vierten Quartal 2023 stagnierte in Brasilien das Bruttoinlandsprodukt das zweite Quartal in Folge. Ein sichtbar aufgehelltes Wirtschaftsklima spricht jedoch für eine Erholung bei der Konjunktur.
 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die wirtschaftliche Indizes in Brasilien zeigen:

1. **Linkes Diagramm (Brasilien: Aufgeheiterte Stimmung in der Wirtschaft)**
   - **Dienstleister und Industrie:**
     - Das Diagramm zeigt die Stimmung in der brasilianischen Dienstleistungs- und Industriebranche von Januar 2021 bis Januar 2024.
     - **Dienstleister** sind mit einer orangefarbenen Linie dargestellt, **Industrie** mit einer blauen Linie.
     - Beide Linien bewegen sich über und unter dem Indexwert von 50, der die Abgrenzung für eine "neutrale" Stimmung darstellt.
     - Die Stimmung der Dienstleister zeigt einen schwankenden Verlauf, während die Stimmung der Industrie zu Beginn schwach war, aber im Verlauf der Zeit positive Tendenzen aufweist.
     
2. **Rechtes Diagramm (Konsumklima hingegen leicht schlechter)**
   - **Konsumklima:**
     - Das Konsumklima wird durch eine blaue Linie dargestellt, die von Januar 2021 bis Januar 2024 reicht.
     - Der Index ist hier auf Basis 2005=100 skaliert.
     - Die Linie zeigt leichte Verbesserungstrends in der Konsumentenstimmung über den betrachteten Zeitraum, endet aber in einem leicht sinkenden Trend gegen Ende des Zeitraums.

**Zusammengefasst:**
- Das linke Diagramm zeigt eine wechselhafte und teilweise positive Stimmung in der Dienstleistungs- und Industriebereiche, während das rechte Diagramm das Konsumklima darstellt, welches sich moderat verbessert, aber dann etwas ins Negative dreht.


In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres hat die brasilianische Wirtschaft scharf abgebremst. Während in Q1 und Q2 beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber Vorquartal noch Steigerungsraten von 1,3% und 0,8% verzeichnet wurden, stagnierte das BIP in Q3 und Q4. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass in den kommenden Quartalen die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt und dadurch letztlich das BIP in diesem Jahr um 1,3% wächst. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren wäre dies jedoch für die größte südamerikanische Volkswirtschaft nur eine verhaltene Entwicklung, nachdem in 2022 und in 2023 jeweils ein Wachstum von rund 3% erwirtschaftet wurde.

 

Betrachtet man die BIP-Daten vom vierten Quartal im Detail, zeigt sich ein gespaltenes Bild. Während der in den Vorquartalen recht robuste private Konsum leicht schrumpfte, legten die zuvor rückläufigen privaten Investitionen erstmals wieder zu. Der Konsum dürfte darunter gelitten haben, dass der Rückgang bei der Inflation ab Mitte des vergangenen Jahres ins Stocken geriet. Seit Januar 2021 haben sich die Ausgaben für einen durchschnittlichen Warenkorb immerhin um rund 22% verteuert und damit spürbar die Kaufkraft der privaten Haushalte geschmälert. Obwohl die Zahl der Beschäftigten in Q4 auf ein neues Rekordhoch von mehr als 100 Millionen stieg, trübte sich die Stimmung bei den Verbrauchern etwas ein. Bei den Investitionen dürften sich hingegen die von der Notenbank durchgeführten Senkungen des Leitzinses positiv bemerkbar gemacht haben.

 

Der Rückgang der Leitzinsen von einem Höchststand von 13,75% im Juli 2023 auf zuletzt 11,25% dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass sich die Stimmung in den Unternehmen aufgehellt hat. Die Ergebnisse der Umfragen von S&P Global machten zu Jahresbeginn in der Industrie und bei den Dienstleistern einen Sprung nach oben, so dass in beiden Bereichen die Indikatoren inzwischen deutlich oberhalb der Wachstumsschwelle liegen. Mit der – wenn auch nur langsam – weiter voranschreitenden Normalisierung der Geldpolitik dürfte sich die Erholung bei den Investitionen fortsetzen und auch der Konsum dürfte wieder Tritt fassen. 2025 rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum von rund 2,3%.

 

-- Dr. Christine Schäfer