Südafrika: Wirtschaft ohne Schwung, Politik liefert keine Perspektive

Im Schlussquartal 2023 hat Südafrika nur ein Mini-Wachstum von 0,1% gegenüber dem Vorquartal erwirtschaftet. Bei unverändert sehr großer Arbeitslosigkeit finden im Mai Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt.

 

 

Staatspräsident Ramaphosa ist seit dem Jahr 2018 im Amt. Seine Partei, der African National Congress (ANC), und er versprachen damals den Wählern die Umsetzung zahlreicher struktureller Reformen und auch den Abbau der im Land weit verbreiteten Korruption. Jetzt werden in wenigen Wochen Parlamentswahlen in einem insgesamt sehr schwachen wirtschaftlichen Umfeld abgehalten. Trotz einer weltweit gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffexporten aus Südafrika wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vergangenen Jahr nur um müde 0,6%. Da auch im Jahr 2022 die Konjunktur nur mit wenig Schwung vorankam, erreichte das südafrikanische BIP auch erst im Schlussquartal 2023 wieder das Vor-Corona-Niveau.

 

Die Zahl der Beschäftigten stieg ebenfalls erst vor wenigen Monaten wieder auf das Niveau von Ende 2019. Da es aber gleichzeitig auch bei der Zahl der Arbeitslosen leicht nach oben ging, verharrte die Arbeitslosenquote das dritte Jahr in Folge oberhalb von 30%.

 

Letztlich ist es Ramaphosa während seiner Amtszeit nicht gelungen, die Wirtschaft wieder auf einen Wachstumspfad zu bringen. Während die Weltwirtschaft ihre Leistung seit dem Jahr 2012 um rund 40% steigern konnte, zeigt sich für Südafrika nur ein magerer Zuwachs von rund 10%. Im Vergleich zu anderen Schwellenländern fällt die Kluft noch deutlich größer aus, dies verdeutlicht die beigefügte Grafik. Ähnlich wie eine angezogene Handbremse wirken die völlig unzureichende und zudem noch instabile Versorgung des Landes mit Elektrizität und auch die marode Infrastruktur der Verkehrswege. Die im vergangenen Jahr endlich auf den Weg gebrachten Reformen und Ausbaumaßnahmen für die Energieversorgung werden nach Expertenschätzungen erst in einigen Jahren ihre stützende Wirkung entfalten. Darüber hinaus sind die entstehenden Kosten und auch Preise für die Unternehmen und privaten Haushalte völlig unklar. Für die Verbraucher, an deren Einkommen ohnehin eine sehr hartnäckige Inflation nagt, sind das keine guten Perspektiven. Für 2024 rechnen wir deshalb ebenfalls nur mit einem schwachen Wirtschaftswachstum von 0,7%.

 

-- Dr. Christine Schäfer


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