Prognoseanhebung, denn „zu viel des Guten ist wundervoll“
Derzeit werden viele vermeintliche Marktübertreibungen diskutiert. Wir finden aber noch mehr Gründe für neues Kurspotenzial und erhöhen unsere Indexziele in Europa und den USA.
Wir erhöhen die Indexziele zum Jahresende 2024 für den DAX auf 18.200 Punkte, den S&P 500 auf 5.200 Punkten, den Euro Stoxx 50 auf 4.900 Punkte. Die neuen Kursziele implizieren jeweils eine Kurssteigerung von knapp 9% im Gesamtjahr 2024. Dies spiegelt keinen übertriebenen Optimismus wider, sondern eher die weiter nachlassenden Belastungsfaktoren aus den vergangenen Jahren. Aktuell stehen viele vermeintliche Marktübertreibungen als Kursrisiko im Fokus. Wir hinterfragen diese Punkte und finden viele Gründe für weiteres Kurspotenzial.
(1) In der Tat wurden Aktienpositionen im Zuge der Markterholung weiter aufgebaut. Es liegen aber immer noch enorme Summen zur Investition bereit. Bei hohen kurzfristigen Zinsen flossen im vergangenen Jahr unglaubliche 1.300 Mrd. USD in US-Geldmarktfonds. Bei perspektivisch sinkenden Zinsen sind Umschichtungen in rentierlichere Anlagen wie Aktien vorprogrammiert. In Deutschland flossen immerhin rund 4 Mrd. EUR in Geldmarktfonds (Aktien-Publikumsfonds +11 Mrd. EUR in 2023).
(2) Sicherlich dürften Marktenttäuschungen bzgl. der vielen Zinssenkungserwartungen zu temporären Volatilitätsspitzen führen. Dennoch bleibt der Trend bezüglich nachlassendem Inflationsdruck und daher weiter sinkenden Zinsen bestehen. Auf strategischer Sicht unterstützt dies die Aktienmärkte. Außerdem schiebt die Kombination aus derzeit hohen US-Zinsen, einer zuletzt pragmatischeren datenabhängigen Notenbank-Rhetorik und der tendenziell nachlassenden Inflation den „Fed-Put wieder mehr ins Geld“, sprich die Fed hat wieder mehr Spielraum und eher die Absicht, die US-Konjunktur und den Aktienmarkt durch mögliche Zinssenkungen zu stützen. Dies dürfte Aktienanleger beruhigen. Der Fed-Put war seit 2022 geradezu ausgeknockt, weil die US-Notenbank komplett der Inflationsbekämpfung zugeneigt war.
(3) Die Jahresendrally startete Ende Oktober 2023 von sehr niedrigen Niveaus. Für den DAX waren es sogar Jahrestiefstände. Trotz Erholung sehen wir hier immer noch Nachholpotenzial bei nachlassenden Konjunktursorgen. Der Konsensus erwartet für die DAX-Unternehmen in 2024 ein Gewinnwachstum je Aktie von durchschnittlich +5%. Wir sehen für den Löwenanteil dieser Gewinnerwartungen nur ein moderates Revisionsrisiko, da sie auf Branchen mit soliden konservativen Ergebniserwartungen verteilt sind. Außerhalb des Tech-Sektors lasten die globalen Konjunktursorgen auf den eher konjunktursensiblen Branchen im S&P 500, ähnlich wie in Europa, und drücken die Bewertung. Auch hier sehen wir Nachholbedarf bei nachlassenden Konjunktursorgen im aktuellen Jahr.
(4) Der (US)Tech-Sektor ist und bleibt ein Wachstumszentrum in einer sonst wachstumsarmen Welt. Ein Grund dafür ist das enorme Ertragspotenzial, dass sich durch KI für die Gesamtwirtschaft im Allgemeinen und für den Tech-Sektor im Speziellen eröffnet.
(5) FAZIT: Innerhalb der Aktienallokation 2024 bevorzugen wir eine Kombination aus günstigen (europäischen) Zyklikern und unverwüstlichen großen (US-)Technologietiteln.
-- Sven Streibel