Konjunktur China: 2023 war schwierig – der Ausblick ist kaum vielversprechender

Die chinesische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr sowie im Schlussquartal 2023 um 5,2% (J/J) gewachsen. Staatliche Stimuli haben wesentlich zur Konjunkturbelebung im zweiten Halbjahr beigetragen. Die anhaltende Immobilienkrise und eine schrumpfende Bevölkerung trüben aber den Ausblick.
 


Wirklich zufrieden kann Chinas Regierung mit der Bilanz für das Wirtschaftswachstum des Landes im abgelaufenen Quartal und zurückliegenden Gesamtjahr nicht sein. Mit 5,2% gegenüber dem Vorjahr hat die chinesische Wirtschaft 2023 das Wachstumsziel von 5% zwar übertroffen, aber nur ganz leicht. Außerdem galt die Vorgabe vom Jahresanfang 2023 angesichts einer erwartbaren Post-Corona-Erholung sowie der niedrigen Vergleichsbasis vom wachstumsschwachen Vorjahr eher als bescheiden. Im Schlussquartal 2023 lag das Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenfalls bei 5,2% – eine leichte Beschleunigung gegenüber dem dritten Quartal (4,9% J/J). Doch auch hierzu trugen vor allem positive Basiseffekte bei, denn die Wirtschaft im Endquartal 2022 hatte noch unter einer hohen Corona-Welle geächzt. Im Vorquartalsvergleich lag das Wirtschaftswachstum zuletzt bei 1% (Q/Q). Das sind auf das Jahr hochgerechnet nur gut 4% – eher wenig für eine aufstrebende Volkswirtschaft wie China. Setzt sich das Wachstumstempo so fort, wird die Führung in Peking das Wachstumsziel für dieses Jahr weiter herunterschrauben müssen. Wir rechnen in der Tat für 2024 nur noch mit einem BIP-Zuwachs von 4,3% und für kommendes Jahr von 4,0%.

 

Natürlich hatte die chinesische Wirtschaft, so wie die vieler anderer exportabhängiger Länder, im vergangenen Jahr angesichts der schwachen Weltkonjunktur reichlich Gegenwind. Auch die wachsenden Bemühungen zahlreicher Staaten, die Handelsbeziehungen mit der Volksrepublik zu lockern, haben die Ausfuhren gedämpft. Chinas Exporte schrumpften 2023 um rund 5% gegenüber dem Vorjahr – so viel wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Allerdings zeigt sich in der monatlichen Entwicklung des Außenhandels eine allmähliche Erholung seit dem Spätsommer. Dazu hat wohl auch beigetragen, dass Chinas Exportindustrie mit kräftigen Preisabschlägen um Marktanteile auf ihren Absatzmärkten kämpft. Das drosselt die Ausfuhren zwar zusätzlich im Wert, gemessen in Stückzahlen lagen Chinas Exporte zuletzt aber rund 10% im Plus. Vor allem Autoexporte boomen.

 

Chinas größere wirtschaftliche Probleme liegen vielmehr im Inland. Die Krise im Immobiliensektor zeigt sich nicht nur in einer anhaltenden Rezession in der Bauwirtschaft, sie strahlt auch auf die Verbraucher aus, die angesichts ihrer hohen Investitionen in Eigenheime tief verunsichert sind. Dadurch ist auch die Konjunkturerholung nach der Abkehr von der Null-Covid-Politik relativ schnell wieder in sich zusammengefallen. Die seit Monaten zur Deflation neigende Verbraucherpreisentwicklung zeigt die Konsumzurückhaltung. Staatliche Stimuli konnten die Konjunkturbelastungen in den vergangenen Monaten zwar etwas abfedern. Sie haben zumindest für eine solide Wachstumsdynamik in der zweiten Jahreshälfte gesorgt, die wohl auch bis ins laufende erste Quartal 2024 tragen wird. Im weiteren Jahresverlauf dürfte der Schwung aber wieder nachlassen, da die Immobilienkrise alles andere als gelöst ist und die Rabattstrategie der Exporteure ebenfalls bald an ihre Grenzen stoßen sollte. Die Rufe nach neuen Staatshilfen werden daher bereits lauter.

 

Ernüchternd sind die Daten zur Bevölkerungsentwicklung, die das Statistikamt aktuell ebenfalls veröffentlicht hat. Sie zeigen für 2023 den zweiten Rückgang in Folge, wobei das Minus mit -0,15% nicht nur tiefer war als 2022, sondern auch die negativen Projektionen noch unterboten hat. Angesichts einer weiter sinkenden Geburtenrate scheint der Bevölkerungsrückgang in China schneller voranzuschreiten als befürchtet. Auch dies drosselt das Wachstumspotenzial der Wirtschaft.

 

-- Monika Boven


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