EZB mahnt zur Eile bei grüner Transformation

In ihrem zweiten gesamtwirtschaftlichen Klimastresstest untersucht die EZB die Auswirkungen einer unterschiedlich schnellen und unterschiedlich scharfen grünen Transformation. Eine schnelle Transformation kostet zunächst zwar mehr, langfristig sind die Vorteile aber deutlich größer!

 

 

Zum zweiten Mal seit 2021 hat die EZB einen Klimastresstest für die gesamte Volkswirtschaft der Euroregion durchgeführt. Mit dem Test werden die Auswirkungen dreier verschiedener Klima-Stressszenarien auf Unternehmen, Privathaushalte sowie den Finanzsektor untersucht. Der hier betrachtete gesamtwirtschaftliche Test der EZB-Notenbank ist dabei nicht zu verwechseln mit dem von der EZB-Bankenaufsicht durchgeführten Banken-Klimastresstest, dessen Ergebnisse im Juli 2022 veröffentlicht und von uns damals ebenfalls kommentiert wurden.

 

Der Zeithorizont des jetzt vorgelegten gesamtwirtschaftlichen Klimastresstests ist vergleichsweise kurz: Es werden drei mögliche Szenarien eines Übergangs zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2030 gespielt. Die gewünschte Klimaneutralität wird dabei letztlich in allen drei Szenarien erreicht, allerdings mit erheblichen Unterschieden in Bezug auf den Zeitpunkt und die damit verbundenen Emissionsreduktionen - und damit letztlich auch die Kosten für Unternehmen, Private und den Finanzsektor. Mit Blick auf den Bankensektor führt das erste Szenario, das eine schnelle und entschiedene grüne Transformation einfordert, zwar zunächst zu höheren Kosten als die anderen beiden Szenarien, bereits mittelfristig sinken hier die finanziellen Risiken aber deutlich. Die Kosten einer weiteren Verzögerung des grünen Wandels, wie er in Szenario 2 und vor allem in Szenario 3 unterstellt wird, sind erheblich höher. Vor allem das Nichts-Tun gemäß Szenario 3 kostet zunächst zwar vergleichsweise wenig, nach 2030 – und damit nach dem von der EZB im Test betrachteten Zeitraum – dann aber umso mehr. Auch die Klimaneutralität wird hier erst nach 2030 erreicht.

 

Im Gegensatz zum Banken-Klimastresstest der EZB-Bankenaufsicht endet dieser Stresstest nicht mit konkreten Handlungsvorgaben für den Bankensektor oder gar einer Androhung höherer Kapitalanforderungen - das ist auch nicht die Aufgabe der Zentralbank. Hier wird das Thema grundsätzlicher angegangen und der umfangreiche Test vor allem dafür genutzt, die Konsequenzen einer weiteren Verschleppung des grünen Wandels für die gesamte Volkswirtschaft aufzuzeigen, zu zeigen, dass der Mut zu einer wenn auch zunächst erst einmal kostenintensiveren schnellen grünen Transformation sich bereits mittelfristig auszahlt, und dass vor allem für diesen beschleunigten Übergang kaum noch Zeit bleibt: Das Szenario 1 beginnt „Jetzt“ und zwar, wie die EZB schreibt, „zügig, entschieden und ambitioniert“.

 

Eine ausführliche Studie zu den Ergebnissen des gesamtwirtschaftlichen Klimastresstests, insbesondere für die Banken der Euroregion, kann man mit einem DZ BANK Research Abo lesen. 

 

-- Alex Constanze Steinmann


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