Euro-Raum: Kernrate sinkt – Gesamtinflation nicht

Die Teuerung im Euro-Raum blieb im August mit 5,3 % auf dem hohen Niveau des Vormonats. Wiedererstarkte Energiepreise machten den Rückgang der übrigen Inflationskomponenten wett. Positiv zu bewerten ist immerhin der Rückgang der Kernrate. In den kommenden Monaten dürfte sich die Abschwächung der Inflationsdynamik wieder etwas verstärken. Das 2%-Ziel der EZB bleibt jedoch in weiter Ferne.

 

 

Der Rückgang der Euro-Raum Inflationsrate ist im August zum Stillstand gekommen. Mit 5,3% ist die Jahresrate damit immer noch sehr hoch. Ein alter Bekannter erwies sich dabei als unerwünschter Spielverderber: Energie. Angesichts der gestiegenen Öl- und Gaspreise war zwar mit höheren Strom- und Benzinpreisen zu rechnen. Doch der Anstieg fiel stärker aus als erwartet. Ohne diese Energiekomponente wäre auch die Inflationsrate insgesamt weiter gesunken. Denn sowohl bei der Kernrate – also der Teuerung ohne die schwankungsanfälligen Güterpreise für Energie und Nahrungsmittel – als auch bei den Nahrungsmitteln schwächte sich die Inflationsdynamik ab.

 

Die Länderergebnisse sind auch in diesem Monat sehr gemischt. Hohe Inflationsraten wurden erneut in Deutschland, Österreich und Italien verzeichnet. In den Euroländern Belgien, Spanien und Luxemburg hingegen liegen die Raten recht nahe am EZB-Ziel von 2%. Der Grund für die große Spanne hängt zu einem großen Teil auch mit den verschiedenen staatlichen preisdämpfenden Maßnahmen zusammen, die sich je nach Land unterschiedlich stark auf die Teuerung auswirken. Diese Divergenz könnte sich bis zum Jahresende teilweise sogar noch verstärken. So ist beispielsweise die kräftige Abwärtsdynamik der Inflation in Belgien nach wie vor intakt und dürfte in den kommenden Monaten sogar zu negativen Raten führen.

 

Der Rückgang der Inflationsrate im Euro-Raum könnte sich in den kommenden Monaten wieder etwas beschleunigen. Dies ist vor allem auf eine Reihe von Basiseffekten in den einzelnen Ländern des Euro-Raums zurückzuführen, die die Inflationsrate allmählich weiter nach unten drücken. Dazu zählt beispielsweise auch in Deutschland das im vergangenen Jahr befristet von Juni bis August 2022 eingeführte 9-Euro-Ticket, das den Nahverkehr deutlich verbilligt hat. Im Vorjahresvergleich hatte dies zu einem temporären Anstieg der Dienstleistungen zwischen Juni und August 2023 geführt. Dieser Effekt wird im September auslaufen. Eine rasche Rückkehr zum EZB-Ziel von 2% – ab der die Währungshüter von einer stabilen Preisentwicklung sprechen – wird es vor dem kommenden Jahr allerdings nicht geben.

-- Matthias Schupeta

 


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