Euro-Raum: Kernrate sinkt – Gesamtinflation nicht

Die Teuerung im Euro-Raum blieb im August mit 5,3 % auf dem hohen Niveau des Vormonats. Wiedererstarkte Energiepreise machten den Rückgang der übrigen Inflationskomponenten wett. Positiv zu bewerten ist immerhin der Rückgang der Kernrate. In den kommenden Monaten dürfte sich die Abschwächung der Inflationsdynamik wieder etwas verstärken. Das 2%-Ziel der EZB bleibt jedoch in weiter Ferne.

 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Entwicklung der Inflation in der Eurozone von Mitte 2020 bis Anfang 2023 zeigt. Es illustriert die prozentualen Wachstumsbeiträge verschiedener Wirtschaftssektoren zur Gesamtinflation (gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex, HVPI) über diesen Zeitraum. 

**Im Detail zeigt das Diagramm:**

1. **Dienste:** Mit blau gekennzeichnet, zeigt der Beitrag der Dienstleistungen zur Inflationsrate.
2. **Nahrungsmittel & Gesamtnonfe:** Mit grauer Farbe; bezieht sich auf die Zusammensetzung von Nahrungsmitteln und Gesamtnachfrage.
3. **Industriegüter ohne Energie:** Mit orange gefärbt, stellt den inflatorischen Beitrag von industriellen Waren ohne Energie dar.
4. **Energie:** Orange, wie die zuvor erwähnten Bereiche, aber mit einer feineren Schattierung, diese Kategorie umfasst den Energieverbrauch.

**Besondere Trends auf dem Diagramm:**

- **Inflationsanstieg:** Von Mitte 2020 bis Ende 2022 ist ein starker Anstieg der Gesamtinflationsraten zu beobachten, wobei ein erheblicher Teil auf den Energie- und Dienstleistungssektor entfällt.
- **Maximaler Höhepunkt:** Der Höhepunkt der Inflation in dieser Phase wurde Anfang 2022 erreicht.
- **Rückgang der Inflation:** Ab der Spitze reduziert sich die Inflationsrate in mehreren Schritten bis März 2023, allerdings bleibt der ursprüngliche Rückgang zum größten Teil bestehen, was auf anhaltenden Inflationsdruck hindeutet.

**Schlussfolgerung:**

Das Diagramm vermittelt, dass in diesem Zeitraum der Energiepreis einen wesentlichen Einfluss auf die Inflation hatte. Es reflektiert wirtschaftliche Herausforderungen im Euro-Raum, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Dienstleistungen und industriellen Waren ohne Energie. Der Einfluss der Nahrungsmittel und der allgemeinen Konsumnachfrage ist ebenfalls festzustellen.

 

Der Rückgang der Euro-Raum Inflationsrate ist im August zum Stillstand gekommen. Mit 5,3% ist die Jahresrate damit immer noch sehr hoch. Ein alter Bekannter erwies sich dabei als unerwünschter Spielverderber: Energie. Angesichts der gestiegenen Öl- und Gaspreise war zwar mit höheren Strom- und Benzinpreisen zu rechnen. Doch der Anstieg fiel stärker aus als erwartet. Ohne diese Energiekomponente wäre auch die Inflationsrate insgesamt weiter gesunken. Denn sowohl bei der Kernrate – also der Teuerung ohne die schwankungsanfälligen Güterpreise für Energie und Nahrungsmittel – als auch bei den Nahrungsmitteln schwächte sich die Inflationsdynamik ab.

 

Die Länderergebnisse sind auch in diesem Monat sehr gemischt. Hohe Inflationsraten wurden erneut in Deutschland, Österreich und Italien verzeichnet. In den Euroländern Belgien, Spanien und Luxemburg hingegen liegen die Raten recht nahe am EZB-Ziel von 2%. Der Grund für die große Spanne hängt zu einem großen Teil auch mit den verschiedenen staatlichen preisdämpfenden Maßnahmen zusammen, die sich je nach Land unterschiedlich stark auf die Teuerung auswirken. Diese Divergenz könnte sich bis zum Jahresende teilweise sogar noch verstärken. So ist beispielsweise die kräftige Abwärtsdynamik der Inflation in Belgien nach wie vor intakt und dürfte in den kommenden Monaten sogar zu negativen Raten führen.

 

Der Rückgang der Inflationsrate im Euro-Raum könnte sich in den kommenden Monaten wieder etwas beschleunigen. Dies ist vor allem auf eine Reihe von Basiseffekten in den einzelnen Ländern des Euro-Raums zurückzuführen, die die Inflationsrate allmählich weiter nach unten drücken. Dazu zählt beispielsweise auch in Deutschland das im vergangenen Jahr befristet von Juni bis August 2022 eingeführte 9-Euro-Ticket, das den Nahverkehr deutlich verbilligt hat. Im Vorjahresvergleich hatte dies zu einem temporären Anstieg der Dienstleistungen zwischen Juni und August 2023 geführt. Dieser Effekt wird im September auslaufen. Eine rasche Rückkehr zum EZB-Ziel von 2% – ab der die Währungshüter von einer stabilen Preisentwicklung sprechen – wird es vor dem kommenden Jahr allerdings nicht geben.

-- Matthias Schupeta