Private Haushalte in Deutschland: Abbau des Geldanlagestaus nimmt Fahrt auf

In der Niedrigzinsphase und verstärkt während der Corona-Krise bildete sich ein gewaltiger Geldanlagestau in Deutschland. Mit dem Zinsanstieg ist jetzt der Weg frei für eine Auflösung des Staus.

 

Das Bild stellt die Geldvermögensbildung privater Haushalte in Deutschland dar, angegeben in Milliarden Euro pro Quartal und prozentualer Umfrageranddruck. Die Daten erstrecken sich über einen Zeitraum von 2018 bis Anfang 2023.

**Details zu den dargestellten Informationen:**

1. **Einlagen**: Die blauen Balken repräsentieren die Einlagen privater Haushalte in Bankkonten, also die Ersparnisse, die in Form von Bargeld oder Sparbüchern gehalten werden.

2. **Schuldverschreibungen**: Orangene Balken zeigen Investitionen in Schuldverschreibungen oder Anleihen, die Haushalte tätigen.

3. **Fonds**: Die grauen Balken repräsentieren die Investitionen in Fonds.

4. **Aktien**: Die dunkelblauen Balken zeigen die Investitionen in Aktien.

5. **Umfrageranddruck**: Die schwarze Linie zeigt den prozentualen Umfrageranddruck zur Geldvermögensbildung über den dargestellten Zeitraum.

**Zusammenfassung der Entwicklung:**
- Die Grafik zeigt einen trendmäßigen Anstieg der Geldvermögensbildung privater Haushalte über die Jahre, mit Schwankungen in der Höhe der Einlagen und Investitionen in Fonds und Aktien.
- Veränderung in der Vorlieben für bestimmte Anlageformen können ebenfalls beobachtet werden, wobei die Einflussfaktoren politische und wirtschaftliche Entwicklungen sein können.

Diese Darstellung ermöglicht es, zu sehen, wie sich das Spar- und Investitionsverhalten der deutschen Haushalte über die Jahre verändert hat, und wo eventuell Präferenzen für spezifische Anlagearten bestehen.

 

Aufgrund extrem niedriger und teils negativer Zinsen ließen die tendenziell eher risikoscheuen privaten Haushalte ihre Ersparnis und Anlagerückflüsse oft einfach auf dem Girokonto stehen. Über die Zeit stieg der Anteil von Bargeld und Sichteinlagen auf 31,1% des gesamten Geldvermögens. Mit der Zinswende trauten sich die Haushalte im letzten Jahr dann allmählich wieder stärker in die aktive Geldanlage, die im ersten Quartal dieses Jahres ordentlich Fahrt aufnahm.

 

Vor allem der Erwerb von Schuldverschreibungen im rekordhohen Volumen von über 30 Mrd. Euro in Q1/2023 fällt auf. Hierzu zählen neben Rentenpapieren auch Zertifikate, die sich aktuell hoher Beliebtheit erfreuen. Noch höher fiel die Geldvermögensbildung in Form von Termineinlagen aus. Dafür reduzierten die privaten Haushalte und Organisationen ohne Erwerbszweck ihre Sichteinlagen in den ersten drei Monaten des Jahres um über 60 Mrd. Euro. In der Summe blieb ein Abbau der Bankeinlagen um 18 Mrd. Euro. Antriebsmotor für die historisch hohen Umschichtungen ist insbesondere der steile Zinsanstieg. Dafür hat die Direktanlage in Aktien, die in der Niedrigzinsphase häufig von mangelnden Anlagealternativen besonders profitieren konnte, an Schubkraft verloren, blieb aber positiv. Der Erwerb von Investmentfonds erreichte mit knapp 13 Mrd. Euro Normalniveau.

 

Unterstützt von ordentlichen Kurszuwächsen bei Aktien und Aktienfonds führten die skizzierten umfangreichen Portfolioumschichtungen zu einem Rückgang des Anteils von Bargeld und Sichteinlagen auf 29,4% des privaten Geldvermögens. Bei kaum veränderten Rahmenbedingungen dürfte sich der Umbau im Anlagemix auf absehbare Zeit tendenziell fortsetzen und der Geldanlagestau weiter abbauen. Dazu tragen auch junge Anleger bei, die sich offen für Aktien, Aktienfonds und ETFs zeigen. Zudem unterstützen die inzwischen stark verbreiteten Fondssparpläne, mit denen Privathaushalte regelmäßig feste Beträge in Investmentfonds investieren, den Abbau des Geldanlagestaus.

-- Michael Stappel