Leichter Anstieg der EWU-Inflationsrate – Trotzdem ein Lichtblick?

Die Preise im Euro-Raum steigen im April um 7%. Die Energiepreise legen nur leicht zu und Dienstleistungen verteuern sich erneut. Allerdings steigen die Preise für Nahrungsmittel und industrielle Güter etwas langsamer.

 

 

Die Inflationsrate im Euro-Raum stieg gemäß vorläufigen Daten im April leicht von 6,9 auf 7,0%. Stärkster Preistreiber waren erneut die Preise für Nahrungs- und Genussmittel. Allerdings fiel die Jahresteuerungsrate in diesem Bereich – insbesondere bei unverarbeiteten Lebensmitteln – das erste Mal seit November 2021 etwas geringer aus als im Vormonat. Gleichwohl bleibt sie mit 13,6% noch immer auf einem hohen Niveau. Auch bei industriell gefertigten Gütern ließ das Tempo der Preissteigerungen im Vorjahresvergleich etwas nach. Bei Energie und bei den Dienstleistungen stiegen dagegen die Teuerungsraten.

 

Unter den größten Mitgliedsländern legte die Inflationsrate fast überall zu: In Frankreich kletterte sie von 6,7% auf 6,9%, in Italien von 8,1% auf 8,8% und in Spanien von 3,1% auf 3,8%. Lediglich in Deutschland ging sie leicht von 7,8% auf 7,6% zurück.

 

Wie sind die aktuellen Zahlen einzuordnen? Im März wurden die Energiepreise noch durch einen Basiseffekt aufgrund des Ukraine-Kriegs gedrückt. Dieser Effekt ist nun weggefallen. Im weiteren Jahresverlauf dürften aufgrund der inzwischen niedrigeren Preise für Öl und Erdgas hier kaum noch preistreibende Effekte auf die Verbraucherpreise ausgehen.

 

Wichtiger ist, dass sich der der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln und bei Industriegütern – auf hohem Niveau – etwas abgeschwächt hat. Eine schwächere Dynamik bei den Produzentenpreisen aus den letzten Monaten sowie das Abnehmen der Lieferengpässe tragen dazu bei, dass die Spitze der Preisanstiege bei den Nahrungsmitteln und den Industriegütern nun allmählich erreicht sein könnte.

 

Bei den Dienstleistungen steht dagegen zu befürchten, dass aufgrund der anziehenden Lohnentwicklung noch weiter mit hohem Preisdruck zu rechnen ist. In der Summe rechnen wir damit, dass die Inflationsrate des Euro-Raums in den kommenden Monaten zurückgehen wird, allerdings weiterhin nur in kleinen Schritten. Damit bleibt das Inflationsziel der EZB auf absehbare Zeit in weiter Ferne. 

-- Dr. Christoph Swonke


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