Britische Inflation haelt sich hartnaeckig - jetzt kommt noch einmal Unterstuetzung vom Staat

In Großbritannien steigt die Inflationsrate im Februar auf 10,4%. Die gerade beschlossene Verlängerung des Energiepreisdeckels wird zwar bald für einen deutlichen Rückgang der Teuerungsrate sorgen. Nach wie vor besteht aber Handlungsbedarf für die Bank of England.

 

 

Ernüchterung kommt von der aktuellen britischen Verbraucherpreisstatistik: Die sehr hohe Inflation in Großbritannien hat ihren zaghaften Rückgang der letzten Monate im Februar nicht fortgesetzt, sondern zog überraschend wieder an und bleibt mit 10,4% weiterhin im zweistelligen Bereich. Damit steht sie nach wie vor an der Spitze im Kreis der großen Industrieländer (G7). Auch die Kernrate stieg von 5,8 auf 6,2%. Nahrungsmittel gehörten erneut zu den größten Preistreibern. Vor allem frische Lebensmittel haben sich auf den britischen Inseln auch aufgrund von Lieferschwierigkeiten zuletzt deutlich verknappt und verteuert. Das mag allerdings ein vorübergehender Effekt sein. Kritischer ist hingegen, dass auch in Gastronomie, Transportwesen und auf den High Streets die Preise zuletzt wieder kräftig gestiegen sind. Dies dürfte mit höheren Löhnen zusammenhängen, aber auch mit der widerstandsfähigeren Konsumnachfrage.

 

Entlastung kam zuletzt dagegen von den Energiepreisen, hauptsächlich Benzin und Heizöl verbilligten sich. Trotzdem bleibt Energie nach wie vor hauptverantwortlich für das generell sehr hohe Niveau der Inflationsrate. Im vergangenen Jahr waren die Gas- und Stromtarife mehrfach drastisch erhöht worden und hatten die Inflation rasant in die Höhe getrieben. Hätte die britische Regierung im Herbst nicht die Reißleine gezogen und einen Energiepreisdeckel eingezogen – die Inflation wäre in diesem Winter wohl in Richtung 20% geklettert. Diese Maßnahme hätte eigentlich Anfang April, also in wenigen Tagen, wegfallen sollen. Jetzt will der britische Staat aber noch einmal für weitere drei Monate alle Energiekosten der privaten Haushalte oberhalb von (durchschnittlich) 2.500 Pfund übernehmen. Gleichzeitig besteht die durchaus realistische Erwartung, dass es im Juli, wenn die Maßnahme endgültig gestrichen werden soll, kaum noch zu Tariferhöhungen kommen wird, weil die Versorger die inzwischen wieder deutlich gefallenen Weltmarktpreise für Gas dann größtenteils an die Verbraucher weiterreichen können.

 

Die Verlängerung der staatlichen Unterstützungsmaßnahme sollte für eine deutliche Entlastung bei der Inflationsentwicklung sorgen. Im April dürfte die Inflationsrate kräftig nachgeben, wir rechnen mit einem Rückgang auf 7%. Auch für das Gesamtjahr 2023 verbessert sich der Ausblick: Wir haben wir unsere Inflationsprognose von 7,1 auf 6,6% reduziert. Und da sich die Kaufkraft der privaten Haushalte nicht noch stärker verringert, dürfte auch der private Konsum gestützt werden. Wir erwarten zwar nach wie vor eine milde Rezession der britischen Wirtschaft, der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dürfte mit -0,5% in diesem Jahr aber etwas geringer ausfallen als bislang gedacht. Auf der anderen Seite bleibt das Niveau der Inflation bis ins kommende Jahr erschreckend hoch. Eine robustere Konsumkonjunktur könnte den gerade wieder neu aufgetretenen Preisdruck sogar noch verfestigen. All dies wird die Bank of England berücksichtigen müssen, wenn sie morgen vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzmarktunruhen über den weiteren Zinskurs entscheidet. Mit Blick auf die Preisstabilität besteht für die Währungshüter unserer Sicht auf jeden Fall noch Handlungsbedarf.

-- Monika Boven


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