Zentralbanken im Dagobert-Duck-Goldmodus

Zentralbanken befinden sich im Dagobert-Duck-Goldmodus und horten das Edelmetall in epischem Ausmaß. Daran wird sich auch vorerst nicht viel ändern. Auch die ETF-Anleger werden sich mit Ausblick auf eine entspanntere Geldpolitik in 2024 zurückmelden. Wir sehen in den nächsten 12 Monaten einen stetigen Goldpreisanstieg auf 2.000 USD.
 

Der Goldpreis ist zunächst recht gut ins Jahr gestartet und lag Ende Januar noch bei 1.950 USD je Unze. Seitdem hat das gelbe Edelmetall etwa 6% an Wert und damit alles an Jahresgewinn eingebüßt. Als Begründung ist im Wesentlichen die wieder stärkere Akzentuierung der Inflationsbekämpfung der Zentralbanken zu nennen. Folglich werden die Währungshüter nicht müde zu betonen, dass sie die Inflation mit steigenden Zinsen konsequent bekämpfen werden. Die Wachstumsrisiken rücken dagegen eher in den Hintergrund. Leitzinssenkungen der Fed werden auf der Zeitachse weiter nach hinten geschoben. Das hawkishe Setup hat die Realzinsen und den USD steigen lassen. Beide Faktoren waren negativ für das Edelmetall. Als Folge sind die weltweiten ETF-Goldbestände im bisherigen Jahresverlauf leicht um 32 Tonnen gefallen. Allerdings erwarten wir hier eine Trendumkehr.

 

Allein im vierten Quartal 2022 kauften die Notenbanker weltweit 417 Tonnen Gold. Auf das gesamte Jahr bezogen lagerten die Währungshüter 1.136 Tonnen in ihren Tresoren ein. Das stellt in den Aufzeichnungen seit 1950 ein Rekordjahr dar. Der Anteil der Zentralbankkäufe an der gesamten weltweiten Nachfrage betrug 2022 rund ein Viertel. Die People's Bank of China (PBoC) kündigte gegen Jahresende Goldkäufe von 62 Tonnen an. Mutmaßlich ist die PBoC nochmal im Januar signifikant aktiv geworden. Die offiziellen Goldreserven in China haben die Schallmauer von 2.000 Tonnen durchbrochen. Im Vergleich dazu liegen die Goldreserven in den USA bei 8.133 Tonnen. Eine regelmäßig durchgeführte Umfrage unter Notenbankern ergab, dass die wesentlichen Motive des Goldbesitzes die stabile Performance in Krisenzeiten (geopolitische Konflikte) und die Werterhaltungsfunktion (Inflationsschutz) sind. Daran wird sich auch 2023 nicht viel ändern.

 

Obwohl die Zentralbanken zuletzt wieder hawkisher klingen, wird der Zinserhöhungszyklus im Jahr 2023 zu Ende gehen und eine erste Leitzinssenkung der Fed Anfang 2024 ist vorstellbar. Damit fällt ein großer Belastungsfaktor für den Goldpreis perspektivisch weg. Auch der im Moment starke USD hat keine Ewigkeitskraft. Damit ist der Weg frei, für die unseres Erachtens zurückkommenden ETF-Anleger. Nachfrageseitig könnte auch der Schmuckkonsum in China wegen der dortigen Abschaffung der Anti-Coronamaßnahmen positiv überraschen. Daher bleiben wir für den Goldpreis konstruktiv und legen eine Vorwärtsrolle unserer Prognose für die nächsten drei, sechs und zwölf Monate auf 1.900 USD, 1.900 USD und 2.000 USD (vorher: 1.900 USD) auf die Matte.

 

-- Gabor Vogel


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