Anleihen sind gut ins neue Jahr gestartet

Die Rezessions- und Inflationsängste in den Reihen der Investoren haben in den vergangenen Wochen abgenommen und sind in eine Jagd nach Rendite gemündet.

 

Die Preise an den Energie- und Rohstoffmärkten haben sich in den vergangenen Wochen deutlich verringert. Die Inflation zeigt dementsprechend eine erste Entspannung. Vor diesem Hintergrund sehen die Unternehmen wieder optimistischer in die Zukunft. Auch wenn sich die Eurozone derzeit in einem signifikanten konjunkturellen Abschwung befindet, dürfte es am Ende wahrscheinlich nicht zu einer Rezession kommen. An den Anleihemärkten spiegelt sich dieser Optimismus wider: Alle Anleihebereiche mit einer guten Bonität verzeichnen seit Jahresbeginn einen positiven Gesamtertrag (Total Return) im Bereich von 1,5% bis 2,4%.

 

Dabei hat zuletzt insbesondere die Entwicklung der Risikoaufschläge überrascht. Traditionell stehen im ersten Quartal eines Jahres eine ganze Reihe an Refinanzierungen bei den staatlichen und privaten Emittenten an. Dieser Refinanzierungsbedarf scheint derzeit besonders hoch zu sein, denn das Emissionsvolumen im ersten Monat des laufenden Jahres ist hoch ausgefallen, verglichen mit den Emissionsvolumina der vergangenen Jahre. Normalerweise geht ein hohes Emissionsvolumen mit steigenden Neuemissionsprämien einher und führt in einem Zweitrundeneffekt zu einem Anstieg der Risikoprämien im Sekundärmarkt - dieser ist aktuell aber ausgeblieben. Ganz im Gegenteil: Die Risikoaufschläge haben sich zum Teil sogar leicht eingeengt. Das ist umso erstaunlicher, da die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Nachfrage nach Anleihen gedrosselt hat. Auf der Jagd nach Rendite füllen die privaten Investoren diese Nachfragelücke bisher in einem ausreichenden Maße.

 

Der Zinsrückgang hat den Anleiheinvestoren ebenfalls in die Hände gespielt. Notierte der fünfjährige Euro-Swapsatz zum Jahresbeginn noch bei 3,21%, wird dieser aktuell bei 2,97% gehandelt. Dieser Zinsrückgang hat für einen positiven Schub in der Total-Return-Entwicklung in den Anleihemärkten gesorgt. Es gilt allerdings zu beachten, dass die Zinsen seit Mitte Januar wieder steigen, nachdem sie zuvor deutlich nachgelassen hatten. Dieser Trend könnte sich in naher Zukunft fortsetzen, je nachdem wie der Ausblick des EZB-Rates auf der Sitzung am kommenden Donnerstag ausfällt. Sollte sich der Zinsanstiegstrend danach fortsetzen, könnte der daraus resultierende Kursverlust die Carry, die sich aus der Rendite der jeweiligen Anleihesegmente herleitet, in den kommenden Monaten aufzehren. Die Überschrift zum Jahresende könnte unter Umständen dann „Wie gewonnen, so zerronnen“ lauten. Bis dahin fließt aber noch viel Wasser den Fluss hinab und Überraschungen sind jederzeit möglich.

-- Günther Scheppler


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