EWU-Staaten: Gemischte Gefühle bei der Ratingentwicklung

Die EWU-Staaten sollten auch 2023 uneinheitlichen Ratingentwicklungen ausgesetzt sein. Im Fokus stehen dabei Italien und Griechenland.
 

2022 bewegten sich die Staaten der Eurozone beim Thema Ratingentwicklung auf getrennten Wegen. Mit Irland, Portugal, Griechenland und Spanien konnten vier Emittenten ihren positiven Ratingtrend fortsetzen. Bei ebenfalls vier Staaten, nämlich Belgien, Italien, Österreich und Frankreich, ist es jedoch zu Verschlechterungen im Ratingprofil gekommen.

Deutschland und die Niederlande bleiben somit innerhalb der EWU-11-Staaten die einzigen beiden Vertreter des AAA-Segments, gefolgt von Österreich und Finnland mit AA+. Im vergangenen Jahr sind durch den Russland-Ukraine-Krieg insbesondere für das Semikern-Segment neue Einflussfaktoren hinzugekommen, die sich jüngst in der leichten Ratingverschlechterung Österreichs widerspiegeln. Für die Ratingentwicklung im Jahr 2023 könnten damit auch Themen wie die Energieversorgung oder die Handelsverflechtungen zu Mittel- und Osteuropa relevant werden. In Frankreich dürfte daneben die Umsetzung einer Rentenreform mitentscheidend sein – ein Erfolg könnte den jüngsten Ratingdruck mindern.


Da die Peripherie-Staaten größtenteils besser durch die Corona-Krise gekommen sind als zunächst angenommen, ermöglichte die anschließende wirtschaftliche Erholung in Kombination mit den Geldern aus dem EU-Wiederaufbaufonds (NGEU) bei einigen Ländern Verbesserungen im Ratingprofil. Insbesondere Portugal sticht positiv hervor. Somit kommt es zu einer Ratingannäherung der beiden iberischen Staaten, da die portugiesische Administration auf eine rigorose fiskalische Konsolidierung setzt, während Spanien den Fiskalrahmen weiter ausreizt. Griechenland hofft nach zahlreichen Heraufstufungen 2023 auf eine Rückkehr in den Investment-Grade-Bereich, da das Land beträchtliche Fortschritte bei der Schuldentragfähigkeit und dem Abbau notleidender Kredite erzielen konnte.


Für die Ratingentwicklung 2023 ist vor allem bedeutsam, dass die Peripherie-Staaten nachhaltige Pläne zur Schuldenreduzierung entwickeln. Dabei wird auch relevant sein, ob die Reformen im Rahmen von NGEU tatsächlich das längerfristige Wachstumspotenzial erhöhen. Insbesondere bei Italien sind wir diesbezüglich skeptisch und sehen auch wegen stark steigender Refinanzierungskosten das Risiko einer Verschlechterung des Ratingprofils. Während sich NGEU für die Peripheriestaaten weiterhin bonitätsunterstützend auswirken dürfte, birgt der Fonds im Fall einer Verstetigung für die Kernstaaten aufgrund der gemeinschaftlichen Haftung perspektivisch Risiken, die einer kurzfristig stabilen Ratingentwicklung jedoch nicht im Wege stehen sollten.


-- Sophia Oertmann


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