Japan interveniert – Showdown zwischen Finanzministerium und Notenbank

Erstmals seit 1998 ist es in Japan zu Interventionen zur Unterstützung des Yen gekommen. Da es sich um eine fundamental berechtigte Yen-Schwäche handelt, sind die Chancen für eine Trendumkehr jedoch gering, solange die Bank von Japan auf ihrer ultra-expansiven Geldpolitik beharrt.

 

Nach der monatelangen, markanten Abwertung des Yen ist den japanischen Währungsoffiziellen der Geduldsfaden gerissen. Erstmal seit 1998 hat die Bank von Japan (im Auftrag des Finanzministeriums) am Donnerstagvormittag zur Unterstützung des Yen aktiv in den Markt eingegriffen. Auch wenn die spontane Reaktion in USD-JPY unmissverständlich war, zweifeln wir, dass dies den Startschuss für eine nachhaltige Trendwende zugunsten des Yen bedeutet – und dies nicht nur, weil der Markt innerhalb einer Stunde nach der Intervention bereits die Hälfte des Kursrutsches wieder aufgeholt hat.

 

Der währungspolitische Machtkampf zwischen Finanzministerium und Notenbank hatte sich in den letzten Wochen immer weiter zugespitzt. Bekanntlich ist Japans Regierung mit der anhaltenden Yen-Schwäche unzufrieden, da sie die Folgen des Kaufkraftverlustes für Bürger und Unternehmen durch wechselkursbedingt erhöhte Importpreise fürchtet. Auf der anderen Seite steht die Notenbank der Yen-Schwäche wohlwollend gegenüber, da sie auf Impulse für das Überwinden der strukturellen Deflationserwartung hofft. Und der Yen? Der sitzt zwischen diesen beiden Stühlen. Die offizielle Hoheit über Wechselkursfragen liegt beim Finanzministerium; praktisch umgesetzt werden Interventionen jedoch von der Bank von Japan. Dies führt zu der paradoxen Situation, dass die BoJ Yen-Käufe am Devisenmarkt anweist, gleichzeitig diese Aktion aber ad absurdum führt, indem sie demonstrativ am Bondmarkt als JPY-Verkäufer auftritt, um das JGB-Renditeziel zu sichern. Die BoJ hat also den Befehl des Finanzministeriums wortgetreu umgesetzt, durch eigenes Handeln aber die Wirkung neutralisiert. Die Kluft zwischen den beiden Institutionen ist immer unübersehbarer.

 

Die Chancen für internationale Unterstützung, die das Land bei früheren Interventionsepisoden erfahren hatte, halten wir für gering. Zum einen ist die aktuelle Yen-Schwäche kein Ausdruck spekulativer Übertreibungen, sondern sowohl fundamental gerechtfertigt als auch „hausgemacht“. Warum sollten die USA oder Europa zur Hilfe eilen, während die Bank von Japan die Hände in den Schoß legt? Zum anderen sehen wir keine Anzeichen für Turbulenzen an den globalen Märkten, die die Aufmerksamkeit der internationalen Staatengemeinschaft wecken könnten. Und zu guter Letzt das wichtigste Argument: Derzeit kämpfen praktisch alle Länder mit ausuferndem Inflationsdruck; eine aktive Schwächung der eigenen Währung, die mit einer Stützung des Yen einhergehen würde, würde den Importpreisdruck tendenziell erhöhen und somit den nationalen Interessen widersprechen.

 

In den kommenden Wochen rechnen mit weiteren Interventionen, mit entsprechend erhöhter Volatilität im Yen. Für eine echte Trendwende sollte dies aber kaum genügen. Die Kombination aus global überragender USD-Stärke und demonstrativ expansiver Geldpolitik in Japan macht einen schwachen Yen zur einzig logischen Konsequenz. Interventionen können dieses Bild zwar kurz irritieren, mehr als günstige Einstiegsmöglichkeiten für neue JPY-Short-Positionen dürften sich aber kaum ergeben. Wenn Interventionen überhaupt eine Chance auf Erfolg haben, dann um spekulativen Übertreibungen entgegenzutreten, nicht aber um einen fundamental angemessenen Trend zu drehen. Bevor nicht entweder die Bank von Japan ihre Trotzhaltung aufgibt oder sich das globale USD-Bild dreht, stehen die Zeichen für den Yen weiter auf Abwertung.

-- Dorothea Huttanus