Unternehmensanleihen: Unsicherheit dominiert Neuemissionen

Neuemissionen deutlich im Krisenmodus – Sommerpause vorverlegt - selbst nachhaltige Bonds erlahmen aktuell.

 

 

Nach leichten Korrekturen im Vorjahr ist das Corporates- Neuemissionsvolumen im ersten Halbjahr 2022 mit Rückgängen von rund 36% auf 165 Mrd. Euro deutlich von der aktuell hohen Marktvolatilität und damit Verunsicherung geprägt. Die russische Invasion in der Ukraine, die wirtschaftliche Abkühlung und das steigende Zinsumfeld in Zusammenhang mit der hohen Inflation werden die Investorennachfrage und damit das Emissionsverhalten der Unternehmen auch weiterhin belasten. Zurückhaltung und abwartendes Agieren bestimmen weiterhin das Investorenverhalten. Einige Investmentgrade-Corporates sind zuletzt mit zum Teil größeren Tranchen auf den Schuldscheinmarkt ausgewichen.


Zudem bleibt die Vorliebe für kürzere Laufzeiten aktuell ungebrochen. Eine längere Bindung ist derzeit für viele Marktteilnehmer keine Option.


Nachdem das Nachhaltigkeitssegment im ersten Quartal 2022 noch deutlich gewachsen war, ist es aktuell – zum Teil auch basisbedingt – fast zum Stagnieren gekommen (H1: plus 2% auf 59,5 Mrd. Euro). Der Anteil nachhaltiger Refinanzierung am gesamten Neuemissionsvolumen verharrt nach sechs Monaten mit 36% aber immerhin auf dem hohen Q1-Niveau (2021: 26%).


Es steht jedoch außer Frage, dass der grüne Boom bei einer Erholung des Marktes an allen Fronten weiter vorangetrieben wird, da das Interesse an nachhaltiger Finanzierung und Anlage sowohl bei Emittenten als auch bei Investoren grundsätzlich hoch ist. Auch die zuletzt aufgrund der angespannten Marktsituation abgeflaute Emission von Sustainability-Linked-Bonds dürfte das Wachstum in diesem Segment dann wieder deutlich beflügeln. Auch einer zunehmenden Diversifizierung in verschiedene Sektoren steht dann nichts im Wege „Green goes rainbow“. Aktuell sind die Sorgen jedoch allgegenwärtig. Auch die EZB forciert die „grüne Geldpolitik“ und möchte ab Oktober 2022 bei der Wiederanlage der Fälligkeiten verstärkt in Corporates mit einer besseren Klimaleistung investieren.


Die Sommerpause scheint dieses Jahr aufgrund der vorherrschenden Unsicherheit vorgezogen. Viele Unternehmen sind aktuell in Warteposition und setzen auf bessere Planbarkeit, so dass nach einer zu erhoffenden leichten Beruhigung der volatilen Marktlage in den nächsten Wochen - spätestens ab Ende August / Anfang September - mit einem Hype an neuen Bonds zu rechnen ist. Aufgrund sinkender Fälligkeiten im zweiten Halbjahr 2022 ist zumindest von dieser Seite nicht mit zusätzlichen Impulsen zu rechnen.

-- Christine Bredehöft


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