Grüne Transparenz-Initiative: Folgt die EZB der Bank of England?
BoE geht bei der Transparenz der Notenbankbilanz als Vorbild voran
Die BoE hat erstmals im Juni 2020 einen Bericht mit klimabezogenen Finanzinformationen veröffentlicht. Dieser soll nunmehr jährlich aktualisiert werden. Die britischen Währungshüter wollen durch eine einheitliche, vergleichbare und umfassende Datengrundlage sicherstellen, dass die Marktakteure gegenüber klimabezogenen Risiken sensibilisiert werden. Aus dem BoE-Bericht geht unter anderem hervor, welche Menge an Treibhausgasemissionen im Rahmen der regulären Geschäftstätigkeit (z.B. Herstellung der Banknoten) der Notenbank ausgestoßen wurde. Als spannender erachten wir allerdings die klimabezogenen Kennzahlen, welche die Währungshüter mit Blick auf ihre geldpolitischen Wertpapierportfolien veröffentlicht haben. So beinhaltet der jüngste BoE-Bericht beispielsweise den CO2-Fussabdruck des Staatsanleiheportfolios.
Wie stark könnte ein Investmentportfolio von zukünftigen Klimarisiken betroffen sein?
Die Bank of England orientiert sich bei ihrer klimabezogenen Berichterstattung unter anderem an den Empfehlungen der „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD). Zur Bestimmung des CO2-Fussabdruck eines Staatsanleihe-Portfolios wird dessen sogenannte „Weighted Average Carbon Intensity“ (WACI) ermittelt. Hierzu werden die Treibhausgasemissionen eines Landes zunächst ins Verhältnis zu dessen Wirtschaftsleistung (BIP) gesetzt. Dieses Ergebnis wird dann gewichtet mit dem Anteil des Emittenten am gesamten Staatsanleiheportfolio. Anhand des WACI lässt sich ein Eindruck über die Umweltverträglichkeit eines Staatsanleiheportfolios gewinnen. Grundsätzlich kann die Kennzahl aber auch auf andere Assetklassen angewendet werden. Für Unternehmensanleihen basiert der WACI beispielsweise auf einer Gegenüberstellung der CO2-Emissionen eines Unternehmens und dessen Erträgen.
Zielsetzung muss es sein, bessere Daten über klimabezogene Risiken zu gewinnen
Die EZB plant im kommenden Jahr, ihre Bilanz auf Klimarisiken zu durchleuchten. In diesem Zusammenhang ist es auch denkbar, dass sich die europäischen Währungshüter bei der Offenlegung klimabezogener Kennzahlen am Vorgehen der TCFD orientieren. Grundsätzlich sollten einheitliche Berichterstattungsstandards und eine einfache Verfügbarkeit der Nachhaltigkeitsinformationen das Bewusstsein der Marktakteure gegenüber Klimarisiken schärfen.
Christian Reicherter