Devisen: An der Geldpolitik führt kein Weg vorbei
Die US-Notenbank agiert in einem schwierigen Umfeld. So gilt es, die richtige Balance zwischen einer ökonomisch gerechtfertigten Geldpolitik und der Demonstration ihrer politischen Unabhängigkeit zu finden. Wie schwerwiegend ein von der Politik verursachter geldpolitischer Reputationsverlust sein kann, wird am Beispiel der Türkei deutlich. Auch der Dollar musste aufgrund allgemeiner Sorgen um die politische Unabhängigkeit der Fed erste Federn lassen. Nutznießer dieser globalen USD-Schwäche sind Schwellenländerwährungen.

Auch nachdem die US-Notenbank die Leitzinsen das erste Mal in diesem Jahr gesenkt hat, dürfte sie weiter unter der kritischen Beobachtung des US-Präsidenten stehen. So lockerte die Fed die geldpolitischen Zügel doch nur um 25 Bp, während Trump einen wesentlich größeren Senkungsschritt für angemessen gehalten hatte. Zudem machte Fed-Chef Powell deutlich, dass sich die Zentralbank nicht auf einem festgelegten Zinssenkungspfad befindet. Angesichts des politischen Drucks wird die Fed in den kommenden Monaten weiterhin Fingerspitzengefühl beweisen müssen, geht es doch darum, die richtige Balance zwischen einer ökonomisch gerechtfertigten Geldpolitik und der Demonstration ihrer politischen Unabhängigkeit zu finden. Was den US-Präsidenten und seine Verbalattacken gegen die Fed betrifft, wäre ein Blick in die Türkei ratsam. So sind doch dort nicht nur die Folgen der politischen Einflussnahme für die Währung und die Inflation sichtbar. Vielmehr wird am Beispiel der Türkei auch eindrucksvoll deutlich, wie schwer es ist, einen von der Politik verursachten geldpolitischen Reputationsverlust wiedergutzumachen. Wenngleich die Situation in den USA bei weitem (noch) nicht vergleichbar ist mit der in der Türkei, so musste doch auch der US-Dollar aufgrund marktseitiger Sorgen um die politische Unabhängigkeit der Fed erste Federn lassen.
Nutznießer der in den USA aufgekommenen Leitzinssenkungserwartungen sowie des global angeschlagenen Dollars ist das Segment der Schwellenländerwährungen. Dass sich die meisten von ihnen im aktuellen Umfeld in überaus solider Verfassung präsentieren, ist allerdings nicht nur dem freundlichen EM-Sentiment geschuldet. Vielmehr greift den Währungen auch die nationale, zumeist immer noch restriktiv ausgerichtete Geldpolitik unter die Arme. Und selbst in den EM-Staaten, in denen die geldpolitischen Zügel bereits gelockert wurden (z.B. Polen oder Südafrika), ist das Leitzinsniveau im historischen Vergleich immer noch hoch bzw. restriktiv und damit die Währung stützend. Unter diesen Vorzeichen dürfte sich auch in der nächsten Zeit noch so manche nationale Klippe, sei sie nun konjunktureller oder fiskalischer Natur, elegant umschiffen lassen.
-- Dr. Sandra Striffler