Sonderumfrage: Mittelstand sieht Probleme bei Infrastruktur und Behörden

Der Mittelstand schätzt Deutschland als Unternehmensstandort nicht einmal mehr als „befriedigend“ ein. Trotz allenfalls mittelmäßiger Standortqualität bewerten sie ihre Planungssicherheit aber „noch befriedigend“.

 

Das Bild stellt ein Balkendiagramm dar, das die Einschätzung von Problemen bei Infrastruktur und Behörden aus Sicht des Mittelstandes in Deutschland zeigt. Das Diagramm wurde offenbar erstellt durch den BDI/BANK und ordnet verschiedenen Bereichen Noten zwischen eins (sehr gut) und fünf (sehr schlecht) zu. Die hervorgehobenen Bereiche, die durch gelbe und orangefarbene Balken belegt sind, beantworten die Wahrnehmung von:

1. **Deutschland als Standort fürs eigene Unternehmen:**  
   - Bewertung von ungefähr 1.5
2. **Deutschland als Forschunsstandort:**  
   - Bewertung von ungefähr 2
3. **Planungssicherheit für Investitionen:**  
   - Bewertung von ungefähr 2
4. **Inland Infrastruktur:**  
   - Bewertung von ungefähr 2.5
5. **Straßen Infrastruktur:**  
   - Bewertung von ungefähr 3
6. **Deutschland als Unternehmensstandort:**  
   - Bewertung von ungefähr 3.5
7. **Bahn Infrastruktur:**  
   - Bewertung von ungefähr 3.5
8. **Effizienz deutscher Behörden:**  
   - Bewertung von ungefähr 4
9. **Digitalisierung deutscher Behörden:**
   - Bewertung von ungefähr 4.5

Das Diagramm illustriert, dass einige Bereiche wie die Infrastruktur, die Effizienz und die Digitalisierung der deutschen Behörden als besonders problematisch angesehen werden.

 

Der Investitionsstau bei der deutschen Infrastruktur ist zunehmend zum Problem geworden. Die Infrastruktur wurde jahrzehntelang vernachlässigt und „bröckelte“ wortwörtlich vor sich hin. Auch der Mittelstand ist damit unzufrieden. In einer Sonderumfrage haben wir mehr als 1.000 Mittelständler zu ihrer Einschätzung der Standortqualität Deutschlands befragt. Dabei bewerteten diese die Infrastruktur nur mit der Schulnote „ausreichend“.

 

Ebenso wie die Internet-Infrastruktur erhielt die Straßeninfrastruktur von den Mittelständlern immerhin noch die Durchschnittsnote 3,5. Schlechter schnitt aber die Bahn-Infrastruktur ab. Dabei steigt die Unzufriedenheit der Mittelständler tendenziell mit zunehmender Unternehmensgröße. Das gilt auch für Effizienz und Digitalisierung der Behörden, denen besonders schlechte Noten ausgestellt wurden. Die Behörden-Digitalisierung erreicht nicht einmal mehr eine ausreichende Bewertung.

 

Bei den Branchen sind die Mittelständler in der Elektroindustrie und im Dienstleistungsgewerbe am wenigsten unzufrieden mit den Behörden. Dagegen fällt die Bewertung der mittelständischen Agrarbetriebe für die Behörden-Effizienz nur mangelhaft aus. Vom Digitalisierungsstand der Behörden besonders enttäuscht sind vor allem die Mittelständler in der Chemiebranche und im Ernährungsgewerbe. Dabei wären Online-Behördengänge und das digitale Einreichen, Bearbeiten sowie Bewilligen (oder auch Ablehnen) von Anträgen ein Mittel, der Bürokratisierung Herr zu werden. Allein die spürbare Verringerung der Bearbeitungszeiten wäre eine immense Erleichterung für Unternehmen und Behörden.

 

Die Ergebnisse unserer Sonderumfrage zeigen, dass selbst der stark auf seinen Heimatmarkt orientierte Mittelstand nicht mehr uneingeschränkt zufrieden mit dem Standort Deutschland ist. Hier müssen die politischen Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen trotz schwieriger Haushaltslage und bevorstehender Bundestagswahl Lösungen finden. Sonst droht eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Dass jeder 20. Mittelständler über eine Verlagerung seines Hauptsitzes aus Deutschland heraus ins Ausland nachdenkt, ist ein echtes Alarmzeichen.

-- Dr. Claus Niegsch