Trumps Zölle: Das Risiko steigt
Auch nach der gewonnenen Wahl legt Trump bei den Zolldrohungen nach. Mit Mexiko, Kanada und China geraten direkt drei der wichtigsten Handelspartner der USA in die Schusslinie. Die Message kommt an: Neue Zölle dürfte es schon nächstes Jahr geben. Aber immerhin signalisiert Trump auch etwas Verhandlungsbereitschaft.
Der designierte US-Präsident Donald Trump ist noch nicht einmal vereidigt (die Vereidigung erfolgt erst am 20. Januar 2025), da prescht er bereits in der Handels- und Außenpolitik vor. So kündigte Trump kürzlich an, bereits am „Tag 1“ seiner Präsidentschaft Importe aus Mexiko und Kanada mit Zöllen in Höhe von 25% zu belegen und die bestehenden Zölle gegenüber China um weitere 10% zu erhöhen. Zolldrohungen von Donald Trump gab es bereits während des Wahlkampfes zuhauf. Der Post auf seiner Plattform „Truth Social“ ist jedoch in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:
Erstens zeigt Trump damit, dass seine Zolldrohungen aus dem Wahlkampf keineswegs nur heiße Luft waren. Nachdem die Sorgen und Warnungen vor höheren Zöllen in den letzten Wochen in den Hintergrund getreten zu sein schienen und die Finanzmärkte eher die Chancen einer neuen Trump-Präsidentschaft sahen, wird nun deutlich: Auch nach der gewonnenen Präsidentschaftswahl spricht Trump von höheren Zöllen - die Zolldrohungen sollten also nicht leichtfertig abgetan werden. Trump meint es offenbar ernst, Zölle gehören zu seinem Programm! Darauf muss man sich einstellen. Viele US-Unternehmen dürften versuchen, in den nächsten Monaten möglichst viel Ware zu den bestehenden Zollkonditionen in die USA zu importieren.
Zweitens: In welcher Höhe die neuen Zölle genau kommen werden, zu welchem Zeitpunkt sie verabschiedet werden und wann sie genau in Kraft treten, ist weiterhin ungewiss. Trumps Meldung zeigt aber, dass sich die neue Administration wahrscheinlich gut vorbereitet ans Werk machen wird, und neue Zölle schon im kommenden Jahr verhängt werden dürften.
Drittens: Niemand ist sicher. Donald Trump legt sich mit Mexiko und Kanada nicht nur direkt mit den wichtigsten Handelspartnern der USA an, sondern damit auch mit seinen Freihandelspartnern. Es soll wohl nicht der Eindruck entstehen, dass das von Trump selbst unterzeichnete Abkommen USMCA die beiden Nachbarländer vor Trumps Zöllen schützen wird. Trump droht indirekt, das Abkommen vorzeitig für beendet zu erklären, er will offensichtlich nicht auf Gespräche warten, die mit der regulären gemeinsamen Überprüfung des USMCA im Juli 2026 anstehen. Die Ankündigungen der mexikanischen und der chinesischen Regierung, auf neue US-Zölle mit Gegenzöllen reagieren zu wollen, dürften Trump wenig beeindruckt haben.
Viertens: Es geht nicht nur um das Handelsbilanzdefizit. Donald Trump weiß genau, dass die Handelspartner aufgrund der hohen Exportabhängigkeit von den USA unter einem Zollkrieg wirtschaftlich stark leiden würden. Daher nutzt er Zölle als universelles Drohmittel, um andere Regierungen an den Verhandlungstisch zu bringen. In seinen Ankündigungen stellt Trump klar, dass er sich von Mexiko und Kanada ein härteres Vorgehen gegen illegale Einwanderer wünscht. Speziell Mexiko und China sollen zudem den Strom von Drogen in die USA unterbinden. Trump stellt Forderungen. Daraus lässt sich aber auch etwas Positives ablesen: Donald Trump zielt auf Verhandlungen ab, der „Dealmaker“ ist zurück. Durch Zusagen können seine Zolldrohungen wahrscheinlich deutlich abgemildert werden. Zudem dürften Berater wie Elon Musk, der selbst Unternehmer ist, und diverse Lobbygruppen noch etwas mäßigend auf den künftigen Präsidenten einwirken.
Fazit: Auch wenn Donald Trump also voraussichtlich nicht seine maximalen Zollankündigungen umsetzen wird, ist schon im kommenden Jahr mit höheren Zöllen in den USA zu rechnen. Wir gehen davon aus, dass sich Trump bis zur tatsächlichen Umsetzung von Zollerhöhungen noch ein paar Monate Verhandlungszeit nehmen wird. Zur Jahresmitte 2025 sehen wir die Einführung eines 10%-Basiszolls und zusätzlicher gezielter Strafzölle vor allem gegenüber China aber als wahrscheinlich an. Werden die Zölle dann abrupt eingeführt, werden die Unternehmen in den USA nicht umhinkommen, die höheren Kosten zumindest teilweise an die Verbraucher weiterzugeben. Die Inflationsrate dürfte dann einen Sprung nach oben machen, worunter auch die Kauflaune der Verbraucher leiden wird. Sollten die Zollerhöhungen früher umgesetzt werden oder noch stärker ausfallen, wäre die Belastung im nächsten Jahr entsprechend größer.
-- Alexander Buhrow