Private Haushalte in Deutschland: Geldanlage in ruhigerem Fahrwasser angelangt

Nach der langen Niedrigzinsphase, starken Aktienkursschwankungen durch Corona, Ukraine-Krieg und Energiekrise sowie einer extrem hohen Inflation mit tiefroten Realrenditen ist die Geldanlage der privaten Haushalte in Deutschland nun endlich in ruhigerem Fahrwasser angelangt.
 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die wirtschaftliche Daten und Trends in Deutschland zeigen:

**Links:**
- **Inflation – Zinsen** : Diese Grafik zeigt den Verlauf der Inflation und Zinssätze über die Jahre 2017 bis 2024. 
  - Die blaue Kurve repräsentiert den Inflationswert in Deutschland im Laufe der Jahre.
  - Die orangefarbene Kurve zeigt das Kursniveau von Unternehmensanteilen oder Monaten (RS).
  - Ergänzt wird diese mit dem grauen Durchschnitt der DAX-Werte (Dax (RHS)).
  - Besondere wirtschaftliche Ereignisse wie die "Corona-Krise", "Ukraine-Krieg", und "Energiekrise" sind auf der Grafik vermerkt und zeigen, wie diese Ereignisse die Inflation beeinflussten.

**Rechts:**
- **Sparquote privater Haushalte** : Diese Grafik veranschaulicht die Sparquote als Prozentsatz des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte in Deutschland von 2017 bis 2024.
  - Die Sparquote ist als prozentuale Linie dargestellt, die die durchschnittlichen Einsparungen im Vergleich zu früheren Jahren zeigt.
  - Ein bemerkenswerter Höhepunkt in der Sparrate, 16.5%, ist während der Pandemie 2020 zu beobachten.
  - Ein Durchschnittswert von 10% der Jahre 2007 bis 2019 zeigt Stabilität bis zur Pandemie.

**Interpretativer Kontext:**
- Das Bild zeigt deutliche wirtschaftliche Herausforderungen, welche die Inflationsrate und die Sparquote beeinflusst haben.
- Die Wirtschaftsdaten spiegeln die Reaktionen der Haushalte auf global wichtige Krisen wider und zeigen das Auf und Ab der Sparneigung sowie inflationsbedingte wirtschaftliche Anpassungen.


Dazu trägt auch die Konjunkturerholung bei, die 2024/25 jedoch durch ein nur schwaches Wachstum in Deutschland von voraussichtlich 0,5 bzw. 1,6% gekennzeichnet sein dürfte. Getragen wird die Erholung u.a. von einer niedrigeren Inflation, die zusammen mit höheren Einkommen die Kaufkraft der Verbraucher stärkt. Allerdings schwindet die Verunsicherung der privaten Haushalte nur allmählich und die Anschaffungsneigung ist zunächst noch niedrig. Dementsprechend sinkt die Sparquote nach unserer Einschätzung nur langsam von 11,4% im letzten Jahr auf 11,3 in diesem und voraussichtlich 11,1% im nächsten Jahr.

 

Seit 2023 nutzen die Anleger die „Rückkehr der Zinsen“ für den allmählichen Abbau des gewaltigen Anlagestaus, der sich während der Niedrigzinsphase und durch die Corona-Krise gebildet hatte. Rentenwerte, die lange nur das Minus als Vorzeichen kannten, sind wieder gefragt. Und auch Termineinlagen und Sparbriefe entpuppten sich als begehrte Anlage. Zwar bessert sich durch Neuanlagen die Durchschnittsverzinsung der Vermögen nur langsam und selbst die Neuanlagen hatten anfangs durch die extrem hohe Inflation noch negative Realrenditen. Gegen Ende des letzten Jahres erreichten dann aber viele Festzinsanlagen mit dem weiteren Rückgang der Inflation wieder positive Realrenditen und die Aussicht auf eine Konjunkturerholung wurde mit steigenden Aktienkursen samt neuen Kursrekorden im ersten Halbjahr 2024 vorweggenommen.

 

Bereits im letzten Jahr sorgten kräftige Aktienkursgewinne für erfreuliche Wertzuwächse bei der Direktanlage in Aktien, bei Aktien- und Mischfonds sowie bei Zertifikaten. Obwohl die Geldvermögensbildung insgesamt niedriger ausfiel als im vorletzten Jahr stieg das private Geldvermögen in Deutschland um 6,6% auf 7,9 Bill. Euro. Im laufenden Jahr dürfte der Vermögenszuwachs mit 6,1% auf dann 8,4 Bill. Euro kaum niedriger ausfallen. Allerdings verteilen sich die Wachstumskräfte gleichmäßiger auf Wertzuwächse durch Kursgewinne und eine wachsende Geldvermögensbildung. Mit dem Rückgang der Sparquote und den sich allmählich wieder erholenden Bauinvestitionen der privaten Haushalte sollte sich der Geldvermögenszuwachs 2025 dann auf rund 4% normalisieren.

 

-- Michael Stappel