Bitcoin: Erstmal durchatmen

Bitcoin legt nach furiosem Start ins Jahr 2023 eine Verschnaufpause ein. Ungewisse makroökonomische Rahmenbedingungen stellen Fragezeichen für weiteren Kursverlauf dar.

 

 

Etwa ein gutes Jahr nach dem Fiasko rund um die Implosion des algorithmischen Stablecoins TerraUSD und die dadurch beschleunigte Talfahrt des gesamten Krypto-Sektors steht der Bitcoin wieder bei der Marke von etwa 30.000 USD. Momentan verharrt der Kurs seit etwa zwei Monaten auf diesem Niveau und wartet auf neue Impulse. Seit Jahresbeginn steht eine beeindruckende Kursrallye von aktuell etwa 62% zu Buche. Profitieren konnte der Krypto-Markt dabei – ähnlich wie die globalen Aktienmärkte – von der aufgehellten Stimmung an den Finanzmärkten sowie aufkeimenden Leitzinssenkungsfantasien. Letztere wurden durch die vor allem in den USA auftretenden Bankenturbulenzen weiter in Gang gesetzt. Zudem rückte der Bitcoin als Alternative zum traditionellen Finanzsystem wieder mehr ins Rampenlicht.



Negativschlagzeilen aus dem Krypto-Segment ebbten in den letzten Wochen immer mehr ab. Der Fokus rückte auf Innovationen, darunter das erfolgreich verlaufene „Shapella“-Update des zweitgrößten Blockchain-Ökosystems Ethereum Mitte April. Des Weiteren erreichte die Anzahl der für den Betrieb der Blockchain benötigten eingesetzten Ether (Stichwort „Staking“) diesen Monat neue Höchstwerte. Die von Marktteilnehmern erwartete Planungssicherheit durch das oben genannte Update scheint sich hier positiv bemerkbar zu machen. Zumindest potenziell vertrauensstiftende Meldungen gibt es auch aus der Europäischen Union. Um Ereignisse wie den FTX-Skandal zukünftig zu verhindern, hat das Europäische Parlament im April 2023 nach jahrelangen Vorbereitungen mit der Verordnung Markets in Crypto-assets (MiCa) ein umfassendes regulatorisches Rahmenwerk verabschiedet.


Dass sich das Blatt am Krypto-Markt schnell wenden kann, haben die vergangenen Monate eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nach Ansatzpunkten für Gegenwind muss auch aktuell nicht lange gesucht werden. So sind die am US-Geldmarkt eingepreisten Leitzinssenkungen der US-Notenbank keinesfalls in Stein gemeißelt. Eine Geldpolitik nach dem Motto „higher for longer“ könnte Bitcoin & Co. gehörig unter Druck setzen. Die Rhetorik der Notenbanker war zuletzt uneinheitlich, entsprechend schwankungsanfällig sind die Erwartungen der Marktteilnehmer. Die Diskussionen in den USA um die Erhöhung der Schuldenobergrenze hängt zusätzlich wie ein Damoklesschwert über den Finanzmärkten. Zwar rechnen wir weiterhin mit einer Einigung zwischen Demokraten und Republikanern. Sollte es jedoch nicht dazu kommen, könnte eine global um sich greifende Verunsicherung den Bitcoin spürbar in Mitleidenschaft ziehen.

-- Marcel Heinrichsmeier


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