Noch keine ausreichende Abkühlung am US-Arbeitsmarkt

Die US-Wirtschaft verliert an Fahrt, der Arbeitsmarkt hält sich aber bisher sehr robust. Eine deutlichere Abkühlung ist wohl notwendig, um die Inflationsrisiken einzugrenzen.

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Entwicklung der Lohnkosten im US-Arbeitsmarkt über einen Zeitraum von 1983 bis 2023 zeigt. Das Diagramm zeigt zwei Hauptlinien:

1. **Gesamtkosten der Beschäftigung (in blau)**: Diese Linie zeigt die Entwicklung der gesamten Kosten für Beschäftigung im Laufe der Jahre. Die Gesamtkosten der Beschäftigung bezeichnen die aggregierten Ausgaben eines Unternehmens für seine Angestellten, einschließlich Löhnen, Leistungen und anderen damit verbundenen Kosten.

2. **Löhne (in orange)**: Diese Linie bezieht sich ausschließlich auf die direkten Lohnkosten, die Unternehmen ihren Angestellten zahlen, separat von zusätzlichen Leistungen und sonstigen Kosten.

3. **Andere Leistungen (in grau)**: Hier werden die Kosten dargestellt, die nicht direkt mit Löhnen zusammenhängen, aber dennoch Teil der gesamten Beschäftigungsaufwendungen sind, wie beispielsweise Gesundheitsleistungen, Urlaubsgeld oder Rentenbeiträge.

Das Diagramm zeigt Trends und Schwankungen in den Lohnkosten und den Gesamtkosten der Beschäftigung im Laufe der Jahre. Der aktuelle Abschnitt am rechten Rand zeigt einen kräftigen Anstieg der Lohnkosten. Dies könnte ein Indikator für wirtschaftliche Veränderungen sein, wie z.B. steigende Inflation, erhöhte Nachfrage nach Arbeitskräften oder politische Faktoren, die die Löhne beeinflussen.


Der US-Arbeitsmarkt ist weiterhin in sehr guter Verfassung, obwohl die Wirtschaft im ersten Quartal 2023 nur noch leicht gewachsen ist. Im April stieg die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse gegenüber dem Vormonat um 253.000 an. Damit wurden die Markterwartungen erneut klar übertroffen. Der Job-Aufbau konzentrierte sich auf den Dienstleistungssektor: Vor allem im Gesundheitswesen und im Freizeit- und Beherbergungssektor wurde erneut viel Personal eingestellt. Die Kreditinstitute entließen derweil trotz der Bankenturbulenzen nur wenige Mitarbeiter.

 

Die Arbeitslosenquote bewegt sich in den USA mit 3,4% weiterhin auf äußerst niedrigem Niveau, während die Löhne spürbar ansteigen. Im April lag der durchschnittliche Stundenlohn in der Privatwirtschaft um 0,5% höher als im Vormonat und um 4,4% höher als im Vorjahresmonat. Der Beschäftigungskostenindex – als weiters wichtiges Maß der Lohnentwicklung – legte im ersten Quartal 2023 sogar um rund 5% gegenüber dem ersten Quartal 2022 zu.  

 

Würde der US-Arbeitsmarkt auf Dauer so eng bleiben, wie er momentan ist, wäre eine Beschleunigung des Lohnwachstums wahrscheinlich. Darin besteht ein großes Inflationsrisiko. Für Leitzinssenkungen besteht daher aus unserer Sicht derzeit kein Spielraum. Nach dem kürzlich vorgenommenen Leitzinsschritt nach oben dürfte die US-Notenbank in den nächsten Monaten vielmehr eine ruhige Hand bewahren und den Arbeitsmarkt kritisch im Auge behalten. Typischerweise sind die Auswirkungen der Leitzinserhöhungen erst mit zeitlicher Verzögerung in der Realwirtschaft zu spüren. Daher ist eine weitere Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den nächsten Quartalen zu erwarten – wir rechnen sogar mit einer milden Rezession im zweiten Halbjahr 2023. Damit dürfte der Arbeitsmarkt deutlicher abkühlen und die Inflationsrisiken abgemildert werden.

 

-- Alexander Buhrow