EZB hat überraschend ihre Covered Bond Käufe reduziert

Die Zentralbank reduzierte ihre Primärmarktorder für Covered Bonds Anfang dieser Woche unerwartet von 20% auf 10%, ab März könnte diese Quote auf null sinken.

 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Veränderung der Primärmarktorder der Europäischen Zentralbank (EZB) für CBPP3-fähige Neuemissionen in Prozent über einen Zeitverlauf von Oktober 2014 bis Oktober 2023 zeigt. Das Diagramm zeigt eine signifikante Reduzierung der Order der EZB, die von höheren Prozentsätzen in der Vergangenheit auf beachtliche 10% im Oktober 2023 absinkt, was durch die orangefarbene Linie mit Punktmarkierungen dargestellt wird. Es wird darauf hingewiesen, dass die Reduzierung der Order überraschend erfolgt ist. Ab Oktober 2022 bis Oktober 2023 gibt es einen starken Rückgang, der möglicherweise als politisch motivierte oder ökonomische Maßnahme zur Übersicht und Kontrolle der Marktaktivitäten interpretiert werden könnte.

 

Wir sind ursprünglich davon ausgegangen, dass die EZB ihre Primärmarktkäufe für das dritte Covered Bond Kaufprogramm (CBPP3) erst ab März mit dem Start der Verringerung des Reinvestitionsvolumens unter dem Anleihekaufprogramm (APP) reduzieren wird (siehe unseren Blog-Beitrag vom 6. Februar). Laut Medienberichten reduzierte die EZB den Zeichnungsauftrag für CBPP3-fähigen Neuemissionen aber bereits am Dienstag (7. Februar) von zuvor 20% auf nur noch 10% des jeweils geplanten Emissionsvolumens. Der schnelle Ausstieg aus dem Covered Bond Primärmarkt dürfte nicht nur uns, sondern auch andere Marktteilnehmer überrascht haben. Zumal im Februar Reinvestitionen im CBPP3-Portfolio von 6,1 Mrd. Euro anstehen, der höchste Monatswert in diesem Jahr. Auf der anderen Seite hat die EZB seit dem Auslaufen der Nettoneukäufe Ende Juni 2022 nach unseren Berechnungen bis Ende Januar 2023 insgesamt 1,1 Mrd. Euro an Covered Bonds mehr gekauft, als fällig wurden (unter Berücksichtigung von quartalsweisen Adjustierungen). Womöglich ist auch dieser vorhandene Puffer ein Argument für die Zentralbanker gewesen, die Primärmarktorder vorzeitig zu reduzieren.

 

Wir gehen davon aus, dass die EZB ihre Order für Covered Bond Neuemissionen ab März weiter reduzieren und womöglich bereits ganz aus dem Primärmarktgeschäft aussteigen wird. Wenn Emittenten aus der Eurozone noch von der verbleibenden Unterstützung der Zentralbank für ihre Neuemissionen profitieren wollen, müssten sie ihre neuen Anleihen bis Monatsende auflegen. Das könnte aus unserer Sicht dazu führen, dass eventuell einige Emittenten ihre ohnehin geplanten Neuemissionsprojekte vorziehen werden. Die Neuemissionen in dieser Woche haben allerdings auch gezeigt, dass sich gedeckte Anleihen derzeit gut bei privaten Investoren platzieren lassen, wenn die Laufzeit nicht zu lang ist oder die Emittenten eine angemessene Neuemissionsprämie bieten. Vor dem Hintergrund dieser Gemengelage erwarten wir im Februar noch einige Neuemissionen, was den Druck auf die Covered Bond Swapspreads im Sekundärmarkt in den nächsten Wochen aufrechterhalten sollte. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass sich der Swapspread des iBoxx € Covered Index im Laufe des Monats noch etwas von seinem aktuellen Stand bei rund 19 Basispunkten (Stand 8. Februar 2023, 17:00 Uhr) ausweiten dürfte. Da sich die EZB vermutlich ab März mit ihren Covered Bond Käufen nur noch auf den Sekundärmarkt konzentrieren wird und das Neuemissionsgeschäft nachlassen sollte, könnte es ab diesem Zeitpunkt zu einer leichten Gegenbewegung bei den Spreads kommen.

 

-Thorsten Euler