Welthandel: Lieferkettenstress nimmt ab – Sorge vor Chinas Null-Covid-Politik

Krisenbedingt können die globalen Lieferengpässe allmählich abgebaut werden. Die Lager sind inzwischen gut gefüllt, während die Nachfrage markant nachgegeben hat. Mit Sorge blicken die Märkte auf die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen in China. Ein hartes und langanhaltendes Durchgreifen der Behörden könnte die weltweite Engpassproblematik perspektivisch wieder beleben.
 


Der Welthandel hat krisenbedingt merklich an Dynamik verloren. Dies sorgt für eine allmähliche Abnahme der markanten Schiffsstaus vor wichtigen internationalen Häfen. Wichtig ist diese Entwicklung mit Blick auf gestresste Lieferketten. Wichtige Indikatoren signalisieren bereits eine Beruhigung der angespannten Lage.

 

Viele Unternehmen in den USA und Europa haben auf die Erfahrungen mit den Lieferengpässen in den Jahren 2020 und 2021 reagiert und im Jahr 2022 sehr zeitig mit der Warenvorbestellung begonnen. Die Lager waren in der Folge bereits unüblich früh gefüllt. Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und den massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten (hohe Inflation) ist die Ausgabenneigung der privaten Haushalte allerdings spürbar zurückgegangen.

 

Eine verhaltene Nachfrage trifft nun auf volle Lager. Einzelhändler sind bemüht die Lagerbestände abzubauen – mit teilweise aggressiven Rabattaktionen. Die nachlassende Güternachfrage insbesondere aus den USA und Europa haben die Seefrachtraten inzwischen wieder massiv absinken lassen.

 

Das Thema Lieferengpässe ist damit aber vorerst noch nicht vom Tisch. Unternehmen in Europa und den USA kämpfen auch weiterhin mit einem Materialmangel. Das liegt vor allem an einem hohen Rückstau in den Auftragsbüchern. In bestimmten Branchen, wie beispielsweise der Autoindustrie könnte die Abarbeitung der offenen Bestellungen aber noch weit bis in das erste Halbjahr 2023 reichen.

 

Der positive Ausblick auf die Lieferketten wird jedoch durch eine Reihe von Unwägbarkeiten getrübt. Vor allem in China nimmt die Sorge vor einem harten Durchgreifen der Behörden mit Blick auf die zuletzt deutlich gestiegenen Corona-Infektionszahlen zu. Denn das Land hält vorerst – trotz leichter Lockerungsmaßnahmen – an der Null-Covid-Politik fest. Die Zahl der Städte und Stadtteile, die abgeriegelt werden, nimmt zu. China ist ein wichtiger Lieferant von Vorprodukten für den US- und den europäischen Markt, ein längerer straffer Lockdown könnte die Lieferkettenproblematik in den westlichen Industrieländern perspektivisch wieder verschlechtern.

 

-- Matthias Schupeta


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