US-Zinsanhebungen Schlag auf Schlag

Die Fed erhöht die Leitzinsen und stellt eine Reihe von Zinserhöhungen in Aussicht. Damit steigt auch der Druck auf die EZB..  

Die US-Notenbank hat die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben. Neben der nun erfolgten Zinsanhebung rechnen die FOMC-Mitglieder auf jedem kommenden Treffen des geldpolitischen Rates mit einer Zinserhöhung um jeweils 25 Basispunkte. Mit insgesamt sieben Zinsanhebungen läge der Zinskorridor Ende des Jahres bei 1,75% bis 2,00%. Damit haben die Fed-Oberen die klare Botschaft vermittelt, dass sie alles tun werden, um die Preisauftriebsgefahren zu bekämpfen, auch auf Kosten des Wirtschaftswachstums. Dies spiegelt sich ebenfalls in den langfristigen Zinsprognosen wider. Mit einem Leitzins von 3% Ende 2023 peilt die US-Notenbank mittlerweile ein restriktives geldpolitisches Niveau an.


Auf der Pressekonferenz hat Powell klargemacht, dass die Fed nicht nur die Leitzinsen anziehen will, sondern auch die Bilanz reduzieren wird. Hierzu wird die Notenbank schon auf dem kommenden FOMC-Treffen einen genauen Fahrplan bekannt geben. Damit wird das Ziel verfolgt, einen weiteren restriktiven geldpolitischen Impuls zu setzen. Zusammengefasst haben die US-Währungshüter mehr als deutlich gemacht, dass die Fed auf Zinserhöhungskurs ist. Die nächste geldpolitische Straffung dürfte daher bereits Anfang Mai erfolgen. Gleichzeitig hat die Fed einen Strategiewechsel vollzogen. In der Vergangenheit war eine behutsame Vorgehensweise im Straffungszyklus oberstes Gebot, um die Finanzmärkte nicht zu verschrecken. Jetzt geht die Fed unzweifelhaft zur Inflationsbekämpfung über, auch zulasten des Wirtschaftswachstums und einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen. Die ruhigen Tage am Rentenmarkt könnten damit gezählt sein.


Nach diesem Strategiewechsel der US-Notenbank dürften auch in der Eurozone die Forderungen nach einer rigorosen Inflationsbekämpfungspolitik lauter werden. Zwar ist der kräftige Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone in erster Linie durch höhere Energiepreise und einen Angebotsschock aufgrund der Lieferengpässe getrieben. Dennoch kommt auch hierzulande die berechtigte Frage auf, ob es angesichts länger anhaltender erhöhter Inflation nicht ebenfalls zu Zweitrundeneffekten in Form von steigenden Löhnen kommen wird. Das Versprechen der Fed, koste es, was es wolle, die Inflation zu bekämpfen, dürfte daher unzweifelhaft den Druck auf die EZB erhöhen, ähnliche Zusagen zu machen. Sollte die EZB diesen Forderungen bei anhaltend hohen Inflationsraten nicht nachkommen, könnte sie an Glaubwürdigkeit bei den Marktteilnehmern einbüßen.
 

-- Birgit Henseler


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